Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Sedentarismus als Konstante der Migrationsforschung in Afrika<br />
›Entwicklungsexperte‹ finden, der sich dieser Meinung anschlösse. 106 Neben<br />
diesem neuen Interesse von Seiten der Entwicklungsorganisationen deutet<br />
eine Flut aktueller Forschungsprojekte und Publikationen darauf hin, dass<br />
auch Wissenschaftler entscheidend an der Renaissance des Themas beteiligt<br />
sind. Hier lässt sich beobachten, dass die Untersuchungen der Auswirkungen<br />
von Migration auf die Herkunftsländer der Migranten wieder vermehrt zu<br />
dem Schluss kommen, dass Migration einen entscheidenden Beitrag zur<br />
Entwicklung leisten kann. 107<br />
Zentrale Phasen im Forschungs- und Politikfeld ›Migration und Entwicklung‹<br />
Zeitraum Forschung Politik<br />
Vor 1973 Optimismus gegenüber<br />
dem Einfluss von Migration<br />
auf Entwicklung<br />
1973–1990 Pessimismus gegenüber dem<br />
Einfluss von Migration auf<br />
Entwicklung (Abhängigkeit,<br />
brain drain)<br />
1990–2001 Zunahme an empirischer Forschung<br />
führt zu Perspektivenpluralismus<br />
Seit 2001 Boom an Veröffentlichungen,<br />
unterschiedliche Perspektiven,<br />
aber grundsätzlich positive<br />
Sicht, Ausrichtung der Forschungsfragen<br />
an politischen<br />
Debatten<br />
Entwicklungsoptimismus, basierend auf<br />
der Annahme, dass Kapital- und Wissenstransfer<br />
durch Migranten entscheidende<br />
Entwicklungsimpulse liefern wird<br />
Wachsende Skepsis (brain drain), Fokus<br />
auf Integration in Empfangskontexten,<br />
Migration gerät in den Hintergrund<br />
Skepsis hält an, härtere Einwanderungspolitik<br />
Rückkehr des Optimismus bzgl. des Einflusses<br />
von Migration auf Entwicklung,<br />
abrupter Wandel � brain gain, brain circulation,<br />
remittances, politische Bewegungen<br />
etc., weiterhin starke Reglementierung der<br />
Einwanderungspolitik, aber gezielte Anwerbung<br />
hochqualifizierter Migranten.<br />
Quelle: Eigene Überarbeitung und Übersetzung nach Hein de Haas, Migration and Development:<br />
a Theoretical Perspective, in: International Migration Review, 44. 2010, S. 227–264.<br />
Doch worin ist dieser Perspektivwechsel begründet? Drückt sich in dieser positiveren<br />
Sicht auf Migration tatsächlich eine veränderte Grundhaltung aus,<br />
die Mobilität nicht mehr als potentielle Störung und Ausdruck eines Mangels<br />
begreift, sondern im Sinne des mobility turn als gewöhnlichen Bestandteil des<br />
Lebens? Um dieser Frage nachzugehen, werden wir in den nächsten Abschnitten<br />
drei zentrale Annahmen darlegen, auf denen dieser Diskurs beruht.<br />
106 Bakewell, Keeping them in their Place; Castles, Migration and Development – Development<br />
and Migration; Hein de Haas, Migration and Development: a Theoretical<br />
Perspective, in: International Migration Review, 44. 2010, S. 227–264.<br />
107 Castles, Development and Migration–Migration and Development, S. 3; Ton van<br />
Naerssen u.a., Global Migration and Development, London 2008.<br />
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