Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Julia Verne und Martin Doevenspeck<br />
of Mobilities‹ 4 und ›Geographies of Mobilities‹ 5 ebenso wie das 2010 von Peter<br />
Adey veröffentlichte Lehrbuch ›Mobility‹ 6 sind nur einige der aktuellsten<br />
Beispiele für die große Anzahl von Veröffentlichungen – vor allem auch von<br />
Geographen – in diesem Feld.<br />
Bei einer näheren Betrachtung der Inhalte dieser Arbeiten wird deutlich,<br />
dass viele Phänomene, die vorher in den Bereichen der Globalisierungs-,<br />
Transnationalismus- und Migrationsforschung diskutiert wurden, inzwischen<br />
unter der Überschrift der Mobilitätsstudien geführt werden. Neben der<br />
verstärkten Verwendung des Begriffs und der Betonung der zunehmenden<br />
Bedeutung von Mobilität geht damit jedoch insbesondere eine bestimmte<br />
konzeptionelle Perspektive einher. So argumentiert Cresswell z.B. für eine<br />
stärker holistische Herangehensweise, die Mobilität nicht nur als empirische<br />
Realität, sondern auch als diskursive Konstruktion sowie als eine bestimmte<br />
Erfahrung untersucht. 7 In ihrem 2006 erschienenen Artikel diskutieren Sheller<br />
und Urry diese Art der Auseinandersetzung mit Mobilität als die Formation<br />
eines neuen Paradigmas, welches vor allem darauf abzielt, »to undermine<br />
the sedentarist notion of much social science research«. 8<br />
Diese sedentaristische Grundhaltung wird vor allem dann deutlich,<br />
wenn man Mobilität nicht nur als empirische Realität, als den Akt der Bewegung<br />
versteht, der beobachtet, gemessen und auf einer Karte nachgezeichnet<br />
werden kann, sondern sich damit auseinandersetzt, wie Mobilität mit Bedeutung<br />
aufgeladen wird. Betrachtet man Repräsentationen und diskursive Konstruktionen<br />
von Mobilität, so wird deutlich, wie Mobilität zwar einerseits<br />
häufig als erstrebenswerte Qualität des modernen Lebens gefeiert wird. 9<br />
Mobilität steht für viele für Fortschritt, Freiheit, den Flaneur, Globetrotter<br />
und Entdecker 10 – eine oftmals romantische Lesart, die von Canzler u.a. als<br />
4 Sigurd Bergmann/Tore Sager, The Ethics of Mobilities: Rethinking Place, Exclusion,<br />
Freedom and Environment, London 2008.<br />
5 Tim Cresswell/Peter Merriman, Geographies of Mobilities: Practices, Spaces, Subjects,<br />
London 2010.<br />
6 Peter Adey, Mobility, London 2010.<br />
7 Tim Cresswell, On the Move, London, 2006; ders., Understanding Mobility Holistically:<br />
The Case of Hurricane Katrina, in: Sigurd Bergmann/Tore Sager (Hg.), The<br />
Ethics of Mobilities: Rethinking Place, Exclusion, Freedom and Environment, London<br />
2008, S. 129–1<strong>42</strong>.<br />
8 Sheller/Urry, The New Mobilities Paradigm, S. 210.<br />
9 Cresswell, Understanding Mobility Holistically; Juhani Pallasmaa, Existential Homelessness<br />
– Placelessness and Nostalgia, in: Bergmann/Sager (Hg.), The Ethics of Mobilities,<br />
S. 143–156.<br />
10 Ebd., S. 145; Sheller, Gendered Mobilities, S. 258; Caren Kaplan, Mobility at War: The<br />
Cosmic View of US ›Air Power‹, in: Environment and Planning A, 38. 2006, S. 395–<br />
407; Zygmunt Bauman, Liquid Modernity, Oxford 2000.<br />
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