Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Globale Arbeit – lokale Verwundbarkeit<br />
schungsfälle. Die Agenturen sind für die Migranten auf der einen Seite ein<br />
wichtiger befähigender Faktor zur Migration, auf der anderen Seite stellen sie<br />
einen erheblichen Unsicherheits- und Risikofaktor im Migrationsprozess dar.<br />
Die Risiken für Migranten resultieren vor allem aus den hohen Kosten<br />
für die Arbeitsvermittlung, die ausschließlich von den Migrierenden getragen<br />
werden. Kaum ein Haushalt ist in der Lage, die Summen aus eigener<br />
Kraft aufzubringen: In neun von zehn Fällen waren sie auf externe Finanzquellen<br />
angewiesen. Dabei greifen die Haushalte auf formelle Bankkredite,<br />
aber auch auf informelle Geldquellen wie Bekannte oder lokale Geldverleiher<br />
zurück. Damit gehen sie häufig ein außerordentlich hohes Risiko ein: Wenn<br />
nämlich die erhofften Erträge im Ausland nicht erzielt werden, drohen dauerhafte<br />
Verschuldung und der Verlust des als Kreditsicherheit gegebenen<br />
Eigentums.<br />
Ressourcen und Fähigkeiten: Voraussetzungen zur Migration<br />
Die hohen Vermittlungsgebühren sind ein Grund dafür, dass nicht alle<br />
Haushalte gleichermaßen in der Lage sind, die internationale Arbeitsmigration<br />
als Strategie der Existenzsicherung zu nutzen. 65 Ein entscheidender, zur<br />
Migration befähigender Faktor ist deren Ausstattung mit Aktiva. Befragt<br />
nach den Gründen für die Immobilität, gaben 36% der Haushalte, deren Mitglieder<br />
nicht international migrierten, den Mangel an für die Migration geeigneten<br />
Personen an. Größere Haushalte mit mehreren Personen im erwerbsfähigen<br />
Alter sind eher in der Lage, internationale Migration als Strategie<br />
zu verfolgen. In Bezug auf die Merkmale der Haushaltsmitglieder spielen<br />
vor allem Alter und Geschlecht eine deutlich entscheidendere Rolle als der<br />
Bildungsabschluss. Die Gruppe, die am stärksten an der Migration beteiligt<br />
ist, sind Männer mittleren Alters. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Finanzkapital.<br />
29% der Haushalte ohne internationale Migration geben unter<br />
anderem als Grund für das Nicht-migrieren an, dass sie nicht über die finanziellen<br />
Ressourcen für eine Migration verfügen. Viele Haushalte erlangen allerdings<br />
über die Mobilisierung persönlicher Netzwerke (Sozialkapital) Zugang<br />
zu finanziellem Kapital. Zudem bietet das persönliche Netzwerk auch<br />
die Möglichkeit, direkt ins Ausland zu gelangen, ohne auf die Agenturen angewiesen<br />
zu sein, was sowohl die Kosten als auch das Risiko einer Migration<br />
65 Der Umkehrschluss, dass all jene, die nicht international migrieren, auch zu den<br />
ärmsten Bevölkerungsschichten gehören bzw. nicht die nötigen Ressourcen haben,<br />
wäre nicht richtig. Uma Kothari, Migration and Chronic Poverty. Institute for Development<br />
Policy, University of Manchester, Manchester, S. 4. beispielsweise unterscheidet<br />
zwischen den potenziellen Migranten, die aus sozialen, kulturellen, ökonomischen<br />
und politischen Gründen von der Mobilität ausgeschlossen bleiben, und<br />
bekennenden Nicht-Migranten, die freiwillig immobil sind und keinen Anlass zur<br />
Migration sehen.<br />
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