Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Wissen wandert<br />
»I know the way of thinking from the US and Vietnam.« (Remigrant, der 25<br />
Jahre in der Softwarebranche im Silicon Valley gearbeitet hat und nach<br />
Vietnam zurückgekehrt ist, um ein Softwareunternehmen zu gründen.)<br />
2.2 Lokale Profiteure des Wissenstransfers<br />
Der Aufbau regionaler Netzwerke in der Heimatregion ist der Schlüssel für<br />
remigrationsinduzierte intraregionale Wissenstransfers. Folglich ist an dieser<br />
Stelle zu klären, ob Remigranten tatsächlich nach ihrer Rückkehr Kooperationsbeziehungen<br />
zu lokalen Akteuren aufbauen und welche Bedeutung diese<br />
für remigrationsinduzierte Wissens-Spillover besitzen.<br />
Wie die Beispiele China und Vietnam verdeutlichen, kooperieren<br />
selbstständige Remigranten eher mit regionalen als mit nationalen Akteuren,<br />
geben ihr Wissen also primär innerhalb der Zielregion weiter. Auf regionaler<br />
Ebene unterhalten sie je nach Branche Kontakte zu privaten und öffentlichen<br />
Forschungseinrichtungen, zu Unternehmen, die Abnehmer ihrer Produkte<br />
und Dienstleistungen sind, zu Kapitalgebern sowie zu Verbänden, Ministerien<br />
und anderen Behörden (vgl. Schaubild 1). Remigranten gehen diese Kooperationen<br />
ein, da sie vor Ort Kontakte benötigen, um unternehmensrelevante<br />
Ressourcen wie etwa gut ausgebildetes Personal oder Geschäftsräume<br />
mit guter Infrastruktur zu finden. Außerdem sind in Ländern wie Vietnam<br />
und China gute Beziehungen zur Regierung allgemein wichtig für geschäftliche<br />
Aktivitäten. So kann beispielsweise die Qualität der Beziehung zur Lokalregierung<br />
darüber entscheiden, wie viel Steuern ein Unternehmen zahlen<br />
muss oder wie schnell Lizenzen erhältlich sind.<br />
In China und Vietnam profitieren vor allem regionale Forschungseinrichtungen<br />
von dem Wissen der Remigranten. Viele Rückkehrer pflegen engen<br />
Kontakt zu <strong>Universität</strong>en. Zum einen beraten sie die Bildungseinrichtungen<br />
hinsichtlich der Lehrplangestaltung oder sind teilweise in den Aufbau neuer<br />
<strong>Universität</strong>en involviert. Häufig halten sie auch Vorlesungen und Seminare,<br />
in denen sie ihr Wissen an die Studierenden weitergeben. Die Remigranten<br />
erhoffen sich von dieser Kooperation eine Verbesserung des Qualifizierungsniveaus<br />
der Studierenden und damit potenzieller zukünftiger Mitarbeiter.<br />
Kooperationen mit <strong>Universität</strong>en im Bereich der Produktentwicklung sind in<br />
China lediglich in der Biotechnologiebranche zu verzeichnen. Hier sind Remigranten<br />
auf kostenintensive technische Instrumente und Labore der <strong>Universität</strong>en<br />
angewiesen. 31 Da Remigranten im Heimatland aufgrund ihrer internationalen<br />
Erfahrungen oftmals als Experten gelten, werden ihnen bisweilen<br />
Professuren oder auch Positionen in der Hochschulleitung angeboten.<br />
Remigranten nehmen diese Chance gerne wahr, weil sie sich zum einen di-<br />
31 Müller, Zur Bedeutung von Remigranten, S. 202.<br />
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