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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Sedentarismus als Konstante der Migrationsforschung in Afrika<br />

Schließungspraktiken im Globalisierungsprozess signifikante Muster sozial<br />

differenzierter Immobilität produziert werden. Diese bewirken letztlich ein<br />

›mobility gap‹ 148 wodurch deutlich wird, dass Mobilität als einer der wichtigsten<br />

stratifizierenden Faktoren einer globalisierten Welt verstanden werden<br />

muss.<br />

Aus Sicht der Befürworter des mobility paradigm ist daher der wesentliche<br />

Schritt, weder von einer immer mobiler werdenden Welt auszugehen<br />

noch an der Vorstellung von Orten als räumlich fixierten Containern festzuhalten.<br />

Stattdessen sollte Mobilität überall als ein konstitutiver und konstituierender<br />

Bestandteil des sozialen und kulturellen Lebens verstanden werden,<br />

den es als solchen in die Untersuchungen einzubeziehen gilt. 149<br />

So versuchen z.B. Freitag und von Oppen 150 historische Entwicklungen<br />

›im Süden‹ aus einer translokalen Perspektive zu betrachten, die insbesondere<br />

ein relationales und dynamisches Verständnis der Welt betont und dabei<br />

Phänomene und Orte als Resultat von Mobilität von Menschen, Dingen und<br />

Imaginationen versteht. Der Begriff der Translokalität beschreibt dabei nicht<br />

nur eine Perspektive oder bestimmte Phänomene, sondern bezieht sich auch<br />

auf einen Zustand, eine spezifische Art und Weise in der Welt zu sein, die<br />

vor allem durch das Zusammenspiel und die Spannung von Mobilität und<br />

Immobilität, Bewegung und Stasis gekennzeichnet ist. 151 Auf Afrika bezogen,<br />

stellt z.B. der von Klute und Hahn 152 herausgegebene Sammelband Cultures<br />

of Migration ein Bestreben dar, Mobilität eingebettet in kulturelle Praxen<br />

und als gewöhnlichen Bestandteil des alltäglichen Lebens aufzufassen und<br />

dabei vor allem historische Kontinuitäten und Diskontinuitäten zu betonen.<br />

Wie wir in diesem Beitrag gezeigt haben, stellen solche offenen Zugänge<br />

zu Mobilität in dem sehr politiknahen Feld der Migrationsforschung in<br />

Afrika immer noch eher die Ausnahme dar. Stattdessen halten viele Politiker<br />

und Wissenschaftler an sehr pauschalen Annahmen und sedentaristischen<br />

Idealen fest, oft ohne dabei den Interessen und Motivationen der Migranten<br />

zu entsprechen. »By failing to understand why people migrate and viewing<br />

this migration as a problem, there is a tendency to assume away the agency<br />

of migrants«. 153<br />

148 Ronen Shamir, Without Borders? Notes on Globalization as a Mobility Regime, in:<br />

Sociological Theory, 23. 2005, S. 197–217.<br />

149 Cresswell, On the Move; ders., The Right to Mobility; Sheller/Urry, The New Mobilities<br />

Paradigm.<br />

150 Ulrike Freitag/Achim von Oppen (Hg.), Translocality. The Study of Globalising Processes<br />

from a Southern Perspective, Leiden 2008.<br />

151 Verne, Living Translocality; vgl. auch Freitag/von Oppen, Translocality, S. 8.<br />

152 Klute/Hahn (Hg.), Cultures of Migration – African Perspectives.<br />

153 Bakewell, Keeping them in their Place, S. 33.<br />

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