22.01.2013 Aufrufe

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Julia Verne und Martin Doevenspeck<br />

Die Bedeutung von Armut und wirtschaftlicher Ungleichheit bei der Entscheidung<br />

zur Migration wird von uns nicht in Zweifel gezogen. Wir vertreten<br />

vielmehr die These, dass diesen sogenannten root causes ein übermäßig<br />

zwingender, determinierender Einfluss zugeschrieben und so die Metapher<br />

vom Migrationsdruck unreflektiert fortgeschrieben wird. Dies erschwert es<br />

zum einen, die Vielschichtigkeit von Migrationsentscheidungen zu erfassen,<br />

und zum anderen kolportiert die Rede von der Migration als Notlösung ein<br />

sedentaristisches Ideal. So heißt es z.B. bei Adepoju63 :<br />

»Migrants, whether internal or international, voluntary or forced, retain a<br />

prototype of the socio-cultural structure of home communities, regard their sojourn<br />

away as temporary, their ultimate desire being to return home eventually, perhaps<br />

on retirement, to be buried alongside their ancestors«.<br />

Rauch64 hat die entwicklungspolitischen Implikationen dieses Sesshaftigkeitsideals<br />

mit dem Schlagwort »Oberziel: Abwanderung verhindert« sehr<br />

treffend zusammengefasst.<br />

Aufgrund der Fülle der Studien kann in diesem Beitrag kein umfassender<br />

Überblick über die internationale geographische Migrationsforschung in<br />

Afrika gegeben werden. Etwas überschaubarer sind dagegen die Veröffentlichungen<br />

der deutschsprachigen Geographie. Hier werden die sedentaristischen<br />

Prämissen, eingebettet in den sozialwissenschaftlichen Perspektivwechsel<br />

von der Untersuchung migrationsverursachender Strukturen zum<br />

Migranten als handelndem Akteur, ebenfalls deutlich. Bis in die frühen<br />

1990er Jahre dominierte das Thema der Land-Stadt-Wanderung in Afrika. 65<br />

Die vornehmlich stadt- und wirtschaftsgeographischen Arbeiten betonen<br />

sowohl den angeblichen Willen der Migranten zur Rückkehr in ›ihren‹ Ort66 als auch den Zwangscharakter von Wanderungen. 67 Viele, insbesondere<br />

63 Adepoju, Internal and International Migration within Africa, S. 31.<br />

64 Theo Rauch, Oberziel: »Abwanderung verringert« – die Missachtung von Migrationsstrategien<br />

durch die Entwicklungspolitik, in: Jörg Janzen (Hg.), Räumliche Mobilität<br />

und Existenzsicherung. Fred Scholz zum 60. Geburtstag (Abhandlungen Anthropogeographie.<br />

Institut für geographische Wissenschaften, Freie <strong>Universität</strong> Berlin,<br />

60. 1999), S. 271–287.<br />

65 Karl Vorlaufer, Wanderungen zwischen ländlichen Peripherie- und großstädtischen<br />

Zentralräumen in Afrika. Eine migrationstheoretische und empirische Studie am<br />

Beispiel Nairobi, in: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, 28. 1984, S. 229–261; Wolf<br />

Gaebe, Urbanisierung in Afrika, in: Geographische Rundschau, 46. 1994, S. 570–576.<br />

66 Wolf Gaebe, Wirtschaftliche Probleme der Städte Schwarzafrikas am Beispiel von<br />

Lusaka, Sambia, in: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie, 36. 1992, S. 21–31.<br />

67 Fouad N. Ibrahim, The Southern Sudanese Migration to Khartoum and the Resultant<br />

Conflicts, in: Geojournal, 25. 1991, S. 13–18; Karl Vorlaufer, Urbanisierung und<br />

Stadt-Land-Beziehung von Migranten in Primat- und Sekundärstädten Afrikas: Dakar/Senegal<br />

und Mombasa/Kenya, in: Zeitschrift für Wirtschaftgeographie, 36.<br />

1992, S. 77–108.<br />

74

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!