Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Wissen wandert<br />
»The government does not trust the Overseas Vietnamese because of the political<br />
history.« (Aussage eines Remigranten, der im Jahr 2000 aus den USA nach<br />
Vietnam zurückgekehrt ist.)<br />
Ähnliches konnte Müller in China feststellen. Hier ist die soziale Integration<br />
der Remigranten erschwert, da die im Ausland angeeigneten Verhaltensweisen<br />
oder Kleidungsstile vielfach abgelehnt werden. Verpönt sind beispielsweise<br />
der lockere Umgangston in Unternehmen oder das Tragen von Baseballkappen.<br />
Die von Müller befragten Gründer müssen eigenen Angaben zufolge<br />
aufpassen, nicht ›zu amerikanisch‹ oder arrogant zu wirken, da dies die<br />
Mitarbeiterführung und die Kooperation mit den lokalen Akteuren erschweren<br />
würde. 36<br />
Auch die in zahlreichen Studien getroffene Annahme, dass Remigranten<br />
im Heimatland innovative Milieus auf der Basis gemeinsamer Auslandserfahrungen<br />
aufbauen, ist nur bedingt gültig. In Vietnam etwa sind die<br />
Regierungsorgane solchen Milieustrukturen gegenüber kritisch eingestellt.<br />
Befürchtet wird, dass von Rückkehrern systemkritische Tendenzen, etwa<br />
Demokratisierungsbestrebungen, ausgehen könnten. Dieses Misstrauen gegenüber<br />
Remigranten hemmt Vernetzungstätigkeiten zwischen Remigranten<br />
und lokalen Akteuren und versperrt Wege für remigrationsinduzierte Wissenstransfers.<br />
3 Gunstfaktoren für eine remigrationsinduzierte<br />
wissensbasierte Regionalentwicklung<br />
Nicht alle Länder profitieren in gleichem Umfang von Remigrationsprozessen.<br />
Von entscheidender Bedeutung ist, wer woher und warum in welche<br />
Region zurückwandert. Folglich beeinflussen individuelle Faktoren der Migranten<br />
sowie ökonomische, politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />
in der Abwanderungs- sowie Heimatregion die Wirkung der Remigration.<br />
In der zitierten Literatur stehen stets hoch qualifizierte Personen im Fokus,<br />
wenn remigrationsinduzierte Effekte für Innovationsprozesse analysiert<br />
werden. Jedoch ist nicht von allen hoch qualifizierten Rückkehrern das gleiche<br />
Potenzial zu erwarten: So unterscheiden sich Rückkehrer, die lediglich<br />
ihren Hochschulabschluss im Ausland erworben haben, nicht von lokalen<br />
Absolventen im Entwicklungs- oder Schwellenland. Ihnen fehlt oftmals<br />
wertvolles implizites Wissen, das nur durch die berufliche Praxis erlernbar<br />
ist. Ferner haben Studenten in der Regel nicht die Möglichkeit, finanzielles<br />
etnam geflohen sind. Ihnen wird heute oft fehlende Loyalität zum Herkunftsland<br />
vorgeworfen.<br />
36 Müller, Zur Bedeutung von Remigranten, S. 210.<br />
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