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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Boris Michel<br />

beitskräften begleitet. Staatliche Institutionen wie die Philippine Overseas Employment<br />

Administration oder die Overseas Worker Welfare Authority, so Solomon,<br />

erweitern die politische Autorität und den Zugriff des philippinischen<br />

Staates über dessen Grenzen hinaus und auf eine globale Ebene, so dass territorialstaatliche<br />

Exklusivität in einzelnen Bereichen eine Aufweichung erfährt.<br />

36<br />

Wie insbesondere in Situationen artikuliert wurde, in denen die<br />

Schutzlosigkeit philippinischer ArbeitsmigrantInnen öffentlich sichtbar und<br />

kritisiert wurde, steht ein Staat, der Migration als ökonomische Entwicklungsstrategie<br />

fördert und temporäre Auswanderung quasi als Erwartung<br />

gegenüber seinen BürgerInnen formuliert und sich zugleich einer starken nationalistischen<br />

Rhetorik bedient, in der Verantwortung, die Rechte der migrierten<br />

Bevölkerung zu schützen. Gerade seit den Erschütterungen der Erzählung<br />

von MigrantInnen als HeldInnen durch die zunehmende öffentliche<br />

Thematisierung einer mit dieser Erzählung im Widerspruch stehenden Realität,<br />

wie hier am Beispiel von Flor Contemplacion und dem Truppenabzug<br />

aus Irak 37 illustriert wurde, hängt die Legitimität staatlicher Politik und der<br />

jeweiligen Regierung in einem erheblichen Maß an deren Fähigkeit, sich als<br />

Interessenvertreter von MigrantInnen zu positionieren. Aus diesem Grund<br />

wird es von staatlicher Seite als essentiell erachtet, den staatlichen Einfluss<br />

auf MigrantInnen auch im Ausland zu stärken. Zentral hierbei ist, neben den<br />

an die jeweiligen Botschaften angeschlossenen diplomatischen Kontaktstellen<br />

und der Overseas Workers Welfare Administration – eine Art von migrationsfinanziertem<br />

sozialen Sicherungssystem –, eine Öffnung der nationalen Erzählung.<br />

38<br />

Die Deterritorialisierung staatlicher Politik ist angewiesen auf eine diskursive<br />

Rahmung, die eine symbolische und affektive Verbindung zwischen<br />

der Transnationalisierung individueller und familiärer Lebenswelten und der<br />

philippinischen Nation herstellt. Dies, so Bach und Solomon, »is a challenge,<br />

because migrants are usually less than supportive and understandably distrustful<br />

of the very state that cannot provide work for them«. 39 Es bedarf also<br />

der Diskurse und Politiken zur Aufrechterhaltung nationaler Bindung und<br />

der Reterritorialisierung einer transnationalisierten Nation. Hierzu zählt etwa<br />

der Versuch, MigrantInnen als die neuen nationalen HeldInnen und<br />

Speerspitze nationaler Entwicklungsanstrengungen zu konstituieren, als den<br />

Inbegriff des modernen Staatsbürgertums. Hierbei, so die These, findet eine<br />

36 Solomon, State-led Migration, Democratic Legitimacy, and Deterritorialization,<br />

S. 282.<br />

37 Vgl. Anm. 31.<br />

38 Ebd., S. 288.<br />

39 Bach/Solomon, Labors of Globalization, S. 3.<br />

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