Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Globale Arbeit – lokale Verwundbarkeit<br />
zioökonomische Effekte, wie eine zunehmende soziale Ungleichheit der Bevölkerung,<br />
nach sich ziehen. Sie können sogar zu einer verringerten Resilienz<br />
ganzer sozial-ökologischer Systeme führen. 45 Der dritte Faktor, die Rückkehr<br />
der Migranten, beeinflusst die lokale Verfügbarkeit von Arbeitskräften sowohl<br />
quantitativ wie qualitativ. So können sich Migranten Fertigkeiten angeeignet<br />
haben, die ihnen nach ihrer Rückkehr von Nutzen sind und die zu<br />
wichtigen Innovationen führen.<br />
Viertens widmet sich ein jüngster Strang der migrationsbezogenen<br />
Verwundbarkeitsstudien konkret den vielfältigen translokalen Beziehungen<br />
zwischen den Migranten und den Zurückgebliebenen in den Herkunftsregionen,<br />
welche nicht nur finanzieller, sondern vor allem auch sozialer und<br />
kultureller Natur sind. An bestimmte Grundgedanken der transnationalen<br />
Migrationstheorien 46 aufbauende Arbeiten richten ihr Interesse nicht mehr<br />
ausschließlich auf die konkreten Interaktionsbeziehungen zwischen Herkunfts-<br />
und Ankunftsort der Migranten 47 , sondern thematisieren auch Fragen<br />
der translokalen Identität und translokaler Systeme der Lebenssicherung.<br />
So zeigt Sakdapolrak, wie längerfristig im Ausland lebende Migranten aus<br />
Nordostthailand verdichtete, dauerhaft pluri-lokale Verflechtungsbeziehungen<br />
mit ihrem Herkunftsdorf aufbauen und damit translokale soziale Räume<br />
entstehen lassen. 48 Die wissenschaftliche Herausforderung besteht nun insbesondere<br />
darin, in bi- oder multilokalen empirischen Studien die Entstehungs-,<br />
Organisations- und Erhaltungsstrategien und Praktiken translokaler<br />
Haushalte zur nachhaltigen Lebenssicherung differenziert zu analysieren. 49<br />
45 Massey, Worlds in Motion, S. 258–260; Adger u.a., Migration and Remittances; de<br />
Haas, Mobility and Human Development, S. 27–29; siehe auch UNDP, HDR 2009,<br />
S. 71–83.<br />
46 Nina Glick-Schiller u.a., Transnationalism: A New Analytic Framework for Understanding<br />
Migration, in: Annals of the New York Academy of Sciences, 645. 1992,<br />
S. 1–24; Ludger Pries (Hg.), Transnationale Migration (Soziale Welt, Sonderbd. 12),<br />
Baden-Baden 1997.<br />
47 Vgl. z.B. Martin Raithelhuber, Land-Stadt-Beziehungen in Nepal. Eine institutionenorientierte<br />
Analyse von Verwundbarkeit und Existenzsicherung, Saarbrücken<br />
2001.<br />
48 Steinbrink, Leben zwischen Land und Stadt, S. 297–349.<br />
49 Vgl. z.B. Detlef Müller-Mahn, Ägyptische Migranten in Paris. Transnationale Migration<br />
und die Relativierung des Lokalen, in: Geographische Rundschau, 54. 2002,<br />
S. 40–45; Anna Lindley, The Early Morning Phonecall: Remittances from a Refugee<br />
Diaspora Perspective (COMPAS Working Paper 47), Oxford 2007; Steinbrink, Leben<br />
zwischen Land und Stadt, S. 297–299; Clemens Greiner, Patterns of Translocality:<br />
Migration, Livelihoods and Identities in Northwest Namibia, in: Sociologus, 60.<br />
2010, S. 131–161.<br />
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