Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Wissen wandert<br />
Infrastruktur sowie großem Innovationsoutput abwandern, positive Effekte<br />
für wissensbasierte Regionalentwicklungsprozesse zu erwarten. Die Offenheit<br />
der dort lebenden Gesellschaft und die Akkumulation von Zuwanderern<br />
gleicher Herkunft fördern die Vernetzungsaktivitäten und damit die Chance<br />
für Lernprozesse vor Ort.<br />
Neben persönlichen ökonomischen Kosten-Nutzen-Überlegungen sind<br />
auch individuelle soziale und kulturelle Faktoren für die Rückkehrneigung von<br />
Migranten entscheidend. Die höchste Remigrationswahrscheinlichkeit hoch<br />
qualifizierter Personen gibt es in Ländern, in denen »eine starke Heimatbindung,<br />
Heimweh sowie ausgeprägte kulturelle und familiäre Zwänge existieren<br />
(dies betrifft z.B. viele asiatische Gesellschaften)«. 40 Das belegt auch die<br />
empirische Untersuchung von Rückkehrern in Vietnam.<br />
»I came back to Vietnam because I want to contribute something to the country.«<br />
(Remigrant, der 2004 aus dem Silicon Valley nach Vietnam zurückgekehrt<br />
ist und dann eine IT-Firma gegründet hat.)<br />
Gemäß systemisch-evolutionären Migrationstheorien werden Remigrationsprozesse<br />
außerdem durch erfolgreiche Pionier-Rückkehrer verstärkt. Dies lässt<br />
sich am Beispiel Taiwan verdeutlichen: Die ersten erfolgreichen taiwanesischen<br />
Remigranten, die IT-Produzenten im Silicon Valley mit Hardwarekomponenten<br />
aus Taiwan belieferten, ermutigten andere Taiwanesen dazu,<br />
nach Taiwan zurückzukehren. Die Entwicklung Taiwans von einem Niedriglohnstandort<br />
zum drittgrößten IT-Produzenten der Welt veranlasste immer<br />
mehr Taiwanesen zur Remigration. 41<br />
In der Migrationspolitik im Heimat- und Gastland liegt ein weiterer Einflussfaktor<br />
für die Rückkehrtendenzen von Migranten. In Ländern wie Indien,<br />
Singapur, Südkorea oder Taiwan wurde eine erfolgreiche Politik der<br />
Rückkehrförderung betrieben. In Indien etwa wurden Rückkehrern spezielle<br />
Investitionsvorteile gewährt und die Immigrationsbedingungen gelockert<br />
(›Non-resident Indian‹-Politik<strong>42</strong> ). Taiwan hat außerdem die Bildung einer<br />
transnationalen Gemeinschaft gefördert, indem die Regierung im Ausland<br />
lebende und in Taiwan ansässige taiwanesische Wissenschaftler und Ingenieure<br />
in Konferenzen zusammenbrachte und auf diese Weise formelle und<br />
informelle internationale Netzwerke anregte. 43 Eine tatsächliche Wirkung<br />
40 Fromhold-Eisebith, Internationale Migration Hochqualifizierter, S. 38.<br />
41 Saxenian, Transnational Communities and the Evolution of Global Production Network.<br />
<strong>42</strong> Uwe Hunger, Vom Brain Drain zum Brain Gain. Migration, Netzwerkbildung und<br />
sozio-ökonomische Entwicklung: das Beispiel der indischen Software-Migranten, in:<br />
<strong>IMIS</strong>-Beiträge, 16. 2000, S. 7–21.<br />
43 AnnaLee Saxenian, The Silicon Valley Connection: Transnational Networks and Regional<br />
Development in Taiwan, China, and India, in: Anthony D’Costa/E. Sridharan<br />
(Hg.), India and the Global Software Industry, New York 2004, S. 117–149.<br />
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