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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Malte Steinbrink<br />

Wie es begann<br />

»Als erstes zogen Mr. Welcome (Spitzname) und Linda (trotz des Namens<br />

männlich) 1989 in die Feuchtgebiete nahe Fish Hoek. Mr. Welcome (damals<br />

ca. 45 Jahre alt) hatte längere Zeit als Minenarbeiter in Gauteng gearbeitet.<br />

Im Zuge der großen Entlassungswellen wurde auch sein Arbeitsvertrag<br />

1987 nicht mehr verlängert, und er kehrte ins Dorf zurück. Von einem<br />

Freund aus Qumbu, den er aus seiner Zeit in den Minen kannte, erfuhr Mr.<br />

Welcome von den Arbeitsmöglichkeiten in Fish Hoek. Da er in Nomhala<br />

keine Erwerbsmöglichkeiten fand, zog er nach Fish Hoek.<br />

Linda hatte sein Elternhaus in Nomhala 1988 als 18-Jähriger verlassen, um<br />

in Kapstadt einen Job zu suchen. Etwa ein halbes Jahr lang lebte er in Nyanga<br />

(Township) bei einem Cousin, der aus einem Nachbardorf Nomhalas<br />

stammte, fand aber keine bezahlte Beschäftigung. In Nyanga berichtete ihm<br />

ein ehemaliger Schulfreund – ebenfalls aus einem Nachbardorf Nomhalas –,<br />

dass in der Nähe von Fish Hoek großflächig neue Wohngebiete für Weiße<br />

entstünden und es deshalb gute Arbeitsmöglichkeiten auf dem Bau gebe.<br />

Linda ging Mitte 1989 zusammen mit diesem Freund nach Fish Hoek und<br />

fand einen Job als Handlanger. Im Dezemberurlaub weilte Linda im ländlichen<br />

umzi bei seiner Familie; dort verbrachte er seine Freizeit wie gewohnt<br />

auf dem Fußballplatz mit seinen befreundeten Altersgenossen. Er erzählte<br />

ihnen von den Einkommensmöglichkeiten in Fish Hoek.<br />

Lindas Freund Dolly (männlich, 19 Jahre) war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls<br />

auf Urlaub bei seinen Angehörigen. Auch er lebte zu dieser Zeit bereits<br />

in Kapstadt (in Langa) bei einem Onkel und suchte seit Längerem nach einer<br />

Erwerbsmöglichkeit, weil sein Vater zuvor seine Arbeitsstelle in einer<br />

Fabrik in Gauteng verloren hatte und der Haushalt mit den schweren Einkommenseinbußen<br />

zu kämpfen hatte. Durch Lindas Berichte inspiriert, entschied<br />

sich Dolly, nach dem Aufenthalt in Nomhala im Januar 1990 zusammen<br />

mit Linda nach Fish Hoek zu reisen. Sie verbrachten die Nächte in<br />

provisorischen Unterkünften in den Feuchtgebieten bei Noordhoek.<br />

Mitte des Jahres 1990 kam Sitembele – ein weiterer Fußballfreund aus Nomhala<br />

– nach Fish Hoek, um einen Job zu suchen. Auch er wurde in seiner<br />

Zielortentscheidung maßgeblich von den Berichten Lindas beeinflusst. Sitembele<br />

zog zunächst in Dollies Shack. Nach dem nächsten Aufenthalt der<br />

drei Freunde in Nomhala entschieden sich außerdem zwei weitere Freunde<br />

– Vabaza und Zulu –, Nomhala zu verlassen und in Fish Hoek nach Arbeit<br />

zu suchen (Anfang 1991). Die fünf Freunde lebten zunächst für einige Zeit<br />

zusammen. Auf der Suche nach größerer Wohnraumsicherheit und in der<br />

Hoffnung, in der Zukunft ein Grundstück zugewiesen zu bekommen, zogen<br />

sie 1993 auf das Gelände des neuen Site-and-Service Projekts (Site 5).«<br />

(Steinbrink, Leben zwischen Land und Stadt, S. 328f.)<br />

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