Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Globale Arbeit – lokale Verwundbarkeit<br />
dem verwundbare Gruppen stehen. 21 Diese können nach Ausmaß, Häufigkeit,<br />
Dauer und räumlicher Ausbreitung unterschieden werden. 22<br />
Ein wesentlicher Teil der Livelihood-Analyse dreht sich um die Frage<br />
nach der Handlungsfähigkeit von verwundbaren Individuen und Haushalten.<br />
Für das Verständnis dafür, welche Handlungsoptionen den Menschen<br />
offen stehen und welche sie letztendlich nutzen, ist die Betrachtung ihrer<br />
Ausstattung mit Ressourcen und Fähigkeiten entscheidend. 23 Diese sogenannten<br />
Aktiva bilden nicht nur den Grundstein für die (Re-)Produktion des<br />
Haushalts und dessen Beteiligung am Arbeitsmarkt, sondern auch für die<br />
Partizipation an Tauschbeziehungen. Aktiva bilden jedoch nicht nur die Ressourcengrundlage,<br />
welche die Verfolgung bestimmter Strategien ermöglicht<br />
und die Menschen zur Verwirklichung ihrer Ziele befähigt, sondern stellen<br />
auch das Ergebnis ihrer Handlungen dar. 24 Individuen und Haushalte können<br />
als Manager eines komplexen Portfolios von Aktiva betrachtet werden,<br />
die in bestimmter Beziehung zueinander stehen, sich ergänzen oder substituieren<br />
können. 25 Im Sustainable Livelihoods Framework werden fünf Kategorien<br />
der Aktiva unterschieden: Finanzkapital (z.B. Einkommen), Humankapital<br />
(z.B. Arbeitskraft, Gesundheit), Naturkapital (z.B. Land), physisches Kapital<br />
(z.B. Produktionsmittel) und Sozialkapital (z.B. soziale Netzwerke). 26<br />
Der strukturelle Kontext umfasst einen weiten Bereich von Institutionen<br />
– formelle (Gesetze, Verordnungen etc.) und informelle Regeln sowie<br />
Werte und Normen (Verhaltenskodizes, kollektive Erwartungen etc.) – und<br />
Organisationen (z.B. staatliche und private Organisationen). 27 Die institutionellen<br />
Strukturen bestimmen einerseits den Zugang zu den Aktiva, deren<br />
Tauschbedingungen und Verwendung. 28 Andererseits nehmen die mit Aktiva<br />
ausgestatteten Akteure selbst Einfluss auf die Ausgestaltung institutio-<br />
21 Laut Gallopín, Linkages, S. 295, sind Stressoren kontinuierliche oder stetig wachsende<br />
Belastungen, denen Akteure ausgesetzt sind. Störungen sind außergewöhnliche<br />
Belastungen, die über normale Alltagserfahrungen hinausreichen.<br />
22 Adger, Vulnerability, S. 270.<br />
23 Vgl. Moser, Vulnerability Framework; Anthony Bebbington, Capitals and Capabilities:<br />
A Framework for Analyzing Peasant Viability, Rural Livelihoods and Poverty,<br />
in: World Development, 27. 1999, S. 2021–2044; Carole Rakodi/Tony Lloyd-Jones<br />
(Hg.), Urban Livelihoods. A People-Centred Approach to Reducing Poverty, London<br />
2002.<br />
24 Bebbington, Capitals, S. 2029.<br />
25 Susanne Van Dillen, Different Choices. Assessing Vulnerability in a South Indian<br />
Village, Saarbrücken 2004, S. 16f.<br />
26 Vgl. Krüger, Handlungsorientierte Entwicklungsforschung, S. 11.<br />
27 Richard W. Scott, Institutions and Organizations. Ideas and Interests, London/New<br />
Delhi/Singapore 2008.<br />
28 Christopher McDowell/Arjan de Haan, Migration and Sustainable Livelihoods. A<br />
Critical Review of the Literature (IDS Working Paper, 65. 1997), S. 32–34.<br />
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