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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Sedentarismus als Konstante der Migrationsforschung in Afrika<br />

Auch das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge betont<br />

den umweltbedingten Zwangscharakter von Wanderungen:<br />

»Das Migrationspotenzial Afrikas dürfte aus ökologischer Sicht steigen, weil durch<br />

voranschreitenden Klimawandel, wachsenden Bevölkerungsdruck auf natürliche<br />

Ressourcen (Wasser, Boden) und fehlende ökologische Nachhaltigkeitspolitik<br />

extreme Wetterphänomene und Wassermangel sowie die Degradation der Böden<br />

zunehmen werden. Das Schwinden der Existenzgrundlage wiederum zwingt die<br />

Betroffenen zum Verlassen der angestammten Region«. 90<br />

Das BAMF reproduziert durch solche Darstellungen die neomalthusianischen<br />

Vorstellungen von ›Überbevölkerung‹, übergeht dabei die differenzierten<br />

Befunde zu Auswirkungen des Klimawandels etwa in Westafrika 91 und<br />

denkt Afrikanerinnen und Afrikaner als fest in ihren ›angestammten‹ Orten<br />

verwurzelt.<br />

Es ist dieses Metanarrativ umweltbedingter Zwangsmigration, das<br />

auch die vorherrschenden Interpretationen ländlicher Binnenwanderungen in<br />

Benin rahmt. Neben dem landesweit starken Wachstum der Mittelstädte und<br />

der Herausbildung eines neuen urbanen Ballungsraumes zwischen Abomey-<br />

Calavi und Porto Novo im Süden ist die Zuwanderung von Kleinbauern aus<br />

Süd- und Nordwestbenin in den Zentralteil der markanteste bevölkerungsgeographische<br />

Prozess in Benin. Insbesondere die Wanderungen von Bauern<br />

aus der nordwestlichen Atakoraregion werden dabei meist monokausal auf<br />

Bodendegradation und damit verbundene Verschlechterungen der agrarökologischen<br />

Bedingungen zurückgeführt. 92 Der Nordwesten ist Schwerpunkt-<br />

(Hg.), Environmental Change and its Implications for Population Migration, Dordrecht<br />

2004, S. 231–246.<br />

90 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Vor den Toren Europas? Das<br />

Potenzial der Migration aus Afrika. Forschungsbericht Nr. 7, Nürnberg 2010, S. 10.<br />

91 Stefanie M. Herrmann/Assaf Anyambab/Compton J. Tucker, Recent Trends in Vegetation<br />

Dynamics in the African Sahel and Their Relationship to Climate, Global<br />

Environmental Change, 15. 2005, S. 394–404; Lennart Olsson/Lars Eklundh/Jonas<br />

Ardö, A Recent Greening of the Sahel – Trends, Patterns and Potential Causes, in:<br />

Journal of Arid Environment, 63. 2005, S. 556–566.<br />

92 John Igué, Les Migrations de Population au Nord du Bénin et leur impact socioéconomique,<br />

FAO, Cotonou 1983; P. Tchégnon, Migrations rurales, stratégies foncières<br />

et gestion des ressources naturelles dans le département du Zou: Cas de la souspréfecture<br />

de Savè, Thèse d'ingénieur agronomem Université Nationale du Bénin,<br />

Abomey-Calavi 1995; M. Chabi, Impact de la colonisation agricole sur le milieu rural<br />

en pays Tchabè, Mémoire de Maîtrise, Université Nationale du Bénin, Abomey-<br />

Calavi 1997; H. Edja, Colonisation agricole spontanée et milieux sociaux nouveaux.<br />

La migration rurale dans le Zou-Nord au Bénin (Farming Systems and Resource<br />

Economics in the Tropics, Bd. 35), Kiel 1999; MDR-ONASA, Atlas de sécurité alimentaire<br />

du Bénin. MDR-ONASA, Cotonou 2000; MCCAG-PD (Ministère Chargé de<br />

la Coordination de l’Action Gouvernementale, de la Prospective et du Développement<br />

& FNUAP (Fonds des Nations Unies pour la Population), Rapport sur l’État et<br />

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