Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Export von Arbeitskräften als Entwicklungsstrategie?<br />
bunden ist. Daran anschließend gilt es, das Aufkommen eines staatlichen<br />
Migrationsdiskurses nachzuzeichnen und dessen Verschiebungen anhand<br />
einer Reihe von Krisen und Problematisierungen aufzuzeigen.<br />
2 Die Philippinen als ein Arbeitskräfte exportierender<br />
Staat<br />
Der massive Export von Arbeitskräften ist ein wesentliches Charakteristikum<br />
der jüngeren philippinischen Geschichte, mit kaum zu überschätzendem Einfluss<br />
auf die sozialen, ökonomischen und politischen Verhältnisse des Landes.<br />
3 Seit den 1970er Jahren haben Millionen Filipinos und Filipinas das Land<br />
verlassen, um dauerhaft oder zeitweise im Ausland zu leben und zu arbeiten.<br />
Etwa 10% der Bevölkerung der Philippinen oder gut 20% der Arbeitskräfte<br />
leben gegenwärtig außerhalb des Landes. 4<br />
Waren es bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts in der überwiegenden<br />
Zahl männliche Migranten, die typischerweise Arbeit in niedrig qualifizierten<br />
Bereichen des US-amerikanischen Agrarsektors annahmen, folgte, nach<br />
einer Phase der restriktiveren Einwanderungspolitik in den USA, seit den<br />
1970er Jahren eine massive Ausweitung und Differenzierung philippinischer<br />
Arbeitsmigration. 5 Neben einer Feminisierung, im Zuge derer der Anteil von<br />
Migrantinnen bis Anfang der 1990er Jahre auf 50% stieg und gegenwärtig bei<br />
rund 75 Prozent liegt 6 , und der quantitativen Ausweitung fand eine starke<br />
geographische wie soziale Diversifizierung der Migrationsdynamiken statt.<br />
So haben philippinische MigrantInnen beispielsweise in den USA und Kanada<br />
Zugang zu höher qualifizierten und besser bezahlen Bereichen – ihr<br />
Durchschnittseinkommen liegt über dem Landesdurchschnitt – und sie haben<br />
meist einen sicheren aufenthaltsrechtlichen Status. Auf der anderen Seite<br />
steht die Migration in die Bauindustrie der Golfstaaten oder als Pflege- und<br />
Haushaltskräfte in Metropolen Ost- und Südostasiens, die sich in der Regel<br />
rechtlich und ökonomisch hochgradig prekär darstellt. Die Lebensrealitäten<br />
von Hausangestellten in Dubai haben wenig mit denen erfolgreicher ›Fil-<br />
3 Caroline Hau, The Subject of the Nation. Filipino Writings from the Margins 1981–<br />
2004, Quezon 2004, S. 277.<br />
4 POEA, Overseas Employment Statistics 2007, Mandaluyong City 2007, http://www.<br />
poea.gov.ph/stats/stats2007.pdf.<br />
5 James Tyner, The Global Context of Gendered Labor Migration from the Philippines<br />
to the United States, in: American Behavioral Scientist, <strong>42</strong>. 1999, H. 4, S. 671–689,<br />
hier S. 671.<br />
6 Odine de Guzman, Overseas Filipino Workers, Labor Circulation in Southeast Asia,<br />
and the (Mis)management of Overseas Migration Programs, in: Kyoto Review of<br />
Southeast Asia, 4. 2003, http://kyotoreview.cseas.kyoto-u.ac.jp/issue/issue3/article<br />
_281.html; Parreñas, The Force of Domesticity.<br />
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