Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Benjamin Etzold und Patrick Sakdapolrak<br />
Die Nachfrage nach billigen Arbeitskräften, der eingeschränkte Zugang zu<br />
Arbeitserlaubnissen, ein ausgedehnter informeller Sektor sowie lückenhafte<br />
Kontrollen an den Grenzen schaffen optimale Bedingungen für eine umfangreiche<br />
irreguläre Arbeitsmigration. 85 Diese Voraussetzungen sind im Mittelmeerraum,<br />
insbesondere in Spanien, Italien und Griechenland, gegeben. Das<br />
ICMPD, ein die EU in Grenzsicherungsfragen beratender Think Tank,<br />
schätzt, dass allein im Mittelmeerraum jährlich etwa 100.000 Migranten versuchen,<br />
illegal in die EU einzureisen; davon etwa 45.000 aus Nordafrika und<br />
dem Nahen Osten, etwa 30.000 aus Subsahara-Afrika und etwa 25.000 Transitmigranten<br />
aus dem Mittleren Osten und Südasien. 86 Die Entwicklung der<br />
Zahl der Grenzaufgriffe (vgl. Schaubild 3) zeigt nicht nur, dass die irreguläre<br />
Migration nach Europa ein bleibender und in vielen Ländern ein steigender<br />
Trend ist, sondern lässt auch Rückschlüsse auf die gewählten Migrationsrouten<br />
zu. Durch die Ost-Erweiterung der EU und die sukzessive Externalisierung<br />
der Grenzsicherung in die Herkunfts- und Transitstaaten wurden Süd-,<br />
Südost- und Osteuropa sowie Nordafrika die bedeutendsten Zwischenräume<br />
der irregulären Arbeitsmigration nach Europa (vgl. Schaubild 4). 87 Die<br />
räumlichen Verlagerungen der Migrationsrouten weisen auf die Anpassungsstrategien<br />
der Migranten und die Flexibilität der ›Migrationsindustrie‹<br />
hin, welche stets auf die Veränderungen der politisch-institutionellen Strukturen<br />
im Zwischenraum reagieren.<br />
Spanien und 209.000 in Griechenland (Kovacheva/Vogel, Irregular Foreign Residents<br />
in the EU, S. 7). Die Anzahl irregulärer Migrationsbewegungen statistisch genau<br />
zu erfassen ist allerdings unmöglich. Daher wird meist auf die Zahl der bei einem<br />
(versuchten) illegalen Grenzübertritt (sei es an den Land- oder Seegrenzen oder<br />
auf Flughäfen) aufgegriffenen Personen verwiesen. Zum Problemkomplex irreguläre<br />
Migration in Europa siehe zudem: Alt, Leben in der Schattenwelt; Frank Düvell, Illegal<br />
Immigration in Europe. Beyond Control, Houndmills 2005; Michael Bommes, Illegale<br />
Migration in der modernen Gesellschaft – Resultat und Problem der Migrationspolitik<br />
europäischer Nationalstaaten, in: Jörg Alt/Michael Bommes (Hg.), Illegalität.<br />
Grenzen und Möglichkeiten der Migrationspolitik, Wiesbaden 2006, S. 95–116;<br />
Michael Jandl, The Estimation of Illegal Migration in Europe, in: Migration Studies<br />
XLI, 153. 2004, S. 141–155, hier S. 149; Khalid Koser, Irregular Migration, State Security<br />
and Human Security. Paper prepared for the Policy Analysis and Research Programme<br />
of the Global Commission on International Migration, September 2005, S. 9.<br />
85 Vgl. Düvell, Europäische und Internationale Migration, S. 145.<br />
86 Julien Simon, Irregular Transit Migration in the Mediterranean: Facts, Figures and<br />
Insights, in: NinnaNyberg Sörensen (Hg.), Mediterranean Transit Migration. Danish<br />
Institute for International Studies, Kopenhagen 2006, S. 25–64, hier S. <strong>42</strong>.<br />
87 Vgl. Simon, Irregular Transit Migration; Geiger, Internationale Regierungsorganisationen<br />
und die Steuerung von Migration; Etzold, Illegalisierte Migration, S. 75–92.<br />
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