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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Benjamin Etzold und Patrick Sakdapolrak<br />

erheblich senkt. Daher muss gerade im Migrationskontext dem Sozialkapital<br />

eine zentrale Bedeutung beigemessen werden.<br />

Die Auswirkungen der Migration auf die Herkunftsregion<br />

Rücküberweisungen haben den direktesten Einfluss auf die Herkunftsregion.<br />

66 90% der Migrierenden transferieren regelmäßig Geld ins Untersuchungsgebiet<br />

zurück. Durchschnittlich betrug die Höhe der monatlichen Rimessen<br />

ca. 14.000 Baht67 ; dies ist ein Vielfaches dessen, was die Haushalte in<br />

der Landwirtschaft oder durch die Binnenmigration an Einkommen erzielen<br />

können. Für viele Haushalte stellen die Rimessen daher einen beträchtlichen<br />

Anteil am Gesamteinkommen dar.<br />

Die Rücküberweisungen werden unterschiedlich verwendet. 95% der<br />

befragten Haushalte hatten angegeben, einen Teil für die Abzahlung der<br />

Schulden für die Migrationsfinanzierung verwendet zu haben; fast zwei Drittel<br />

der Haushalte hatten für diesen Posten den größten Teil der Gelder genutzt.<br />

Neben der Schuldentilgung spielt der Kauf von Nahrung, Gütern des<br />

alltäglichen Bedarfs, insbesondere aber der ›auffällige Konsum‹ eine bedeutende<br />

Rolle. Denn die neuen Symbole des Wohlstandes sind jene, die wegen<br />

ihrer Kostenintensität meist nur über Rimessen aus dem Ausland finanziert<br />

werden können. Nur die wenigsten sind in der Lage, auch ohne diese einen<br />

Pick-up-Jeep zu kaufen oder ein neues Haus zu bauen. Zur Aufrechterhaltung<br />

des erreichten migrationsbedingten Lebensstandards sind die Haushalte<br />

auf kontinuierliche Zuflüsse von außen angewiesen, die sie vielfach durch<br />

wiederholte Wanderungen sicherstellen. Die Rücküberweisungen wurden in<br />

Na Chan jedoch nicht nur für den Schuldendienst und konsumtiv, sondern<br />

auch produktiv eingesetzt. So wurden sie beispielweise auch zur Bildungsfinanzierung,<br />

für Investitionen in die Landwirtschaft und andere außeragrarische<br />

Gewerbe und zum Erwerb von Land eingesetzt. Die durch die Migration<br />

ausgelösten Geldflüsse haben einerseits durch die Multiplikatoreffekte,<br />

die durch den rimesseninduzierten Konsum ausgelöst werden, als auch<br />

durch direkte produktive Investitionen durchaus das Potenzial, einen lokalen<br />

Wachstumsimpuls auszulösen. Diese längerfristigen Folgen der Migration<br />

konnten jedoch im Rahmen der Fallstudie nicht abschließend geklärt werden.<br />

Die vielschichtigen Ursachen der internationalen Migration aus Na Chan<br />

Die Ursachen für die Migration sind vielschichtig und lassen sich nicht einfach<br />

in Push- und Pull-Faktoren unterteilen. Befragt nach dem Migrationsmotiv,<br />

gaben neun von zehn Haushalten an, dass ökonomische Erwägungen<br />

ausschlaggebend waren. Einen Anreiz bilden vor allem die im Vergleich sehr<br />

66 Vgl. Papademetriou/Martin, Labour Migration and Economic Development, S. x–xi.<br />

67 Das entspricht etwa 290 Euro. D.h. die Migrantenhaushalte beziehen etwa 70% ihres<br />

Haushaltseinkommens aus Rücküberweisungen. Vgl. Anm. 59.<br />

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