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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Globale Arbeit – lokale Verwundbarkeit<br />

einer eigenständigen sozio-kulturellen Praxis gewandelt. Im zweiten Fallbeispiel<br />

betrachten wir irreguläre Migrationsbewegungen von Afrika in die Europäische<br />

Union und fokussieren dabei auf die Auswirkungen der EU-<br />

Grenzsicherungs- und Migrationspolitik im Zwischenraum vor den Toren<br />

Europas. In beiden Beispielen wird somit der Frage nachgegangen, wie Migranten<br />

im Kontext von extremen Belastungen, Risiken und existentieller<br />

Unsicherheit handeln, wie sie ›Barrieren überwinden‹ und wie sie versuchen,<br />

durch Migration ihr Leben zu sichern.<br />

2 Arbeitsmigration aus der Perspektive<br />

der Verwundbarkeitsforschung<br />

Das Konzept der sozialen Verwundbarkeit ermöglicht eine systematische<br />

Analyse von internationalen Migrationsbewegungen und hilft die Bedeutung<br />

und Auswirkungen von Migration für die Lebensrealität verwundbarer<br />

Akteure zu erfassen. Dieser Ansatz ist seit den 1980er Jahren zu einem der<br />

zentralen Konzepte der geographischen Entwicklungsforschung herausgearbeitet<br />

worden. Im Kern steht das Handeln sozialer Akteure im Kontext von<br />

Krisen, Risiken und Unsicherheiten. 9 Nach der von Robert Chambers aufgestellten<br />

Doppelstruktur von Verwundbarkeit 10 soll in der Analyse offengelegt<br />

werden, wie verwundbare Akteure mit konkreten Risiken an einem Ort<br />

umgehen. Aus der Perspektive der Verwundbarkeitsforschung stellt Migration<br />

somit ein Ergebnis der dialektischen Beziehung zwischen Exposition und<br />

Reaktion dar. Wie de Haas argumentiert, ist internationale Arbeitsmigration<br />

eine in wirtschaftliche, politische, gesamtgesellschaftliche und ökologische<br />

Rahmenbedingungen eingebettete Handlung von Akteuren. 11 Die einzelnen<br />

9 Einführende und weiterführende Literatur zum Verwundbarkeitsansatz: Neil W.<br />

Adger, Vulnerability, in: Global Environmental Change, 16. 2006, S. 268–281; Bohle,<br />

Geographische Entwicklungsforschung; Gilberto C. Gallopín, Linkages between<br />

Vulnerability, Resilience, and Adaptive Capacity, in: Global Environmental Change,<br />

16. 2006, S. 293–303; Hans-Martin Füssel, Vulnerability: A General Applicable Conceptual<br />

Framework for Climate Change Research, in: ebd., 17. 2007, S. 155–167; Paul<br />

McLaughlin/Thomas Dietz, Structure, Agency and Environment: Towards an Integrated<br />

Perspective on Vulnerability, in: ebd., 18. 2008, H. 1, S. 99–111; Patrick Sakdapolrak,<br />

Water Related Health Risk, Social Vulnerability and Pierre Bourdieu, in:<br />

Koko Warner (Hg.), Perspectives on Social Vulnerability, Bonn 2007, S. 50–59; Michael<br />

Watts/Hans-Georg Bohle, The Space of Vulnerability: The Causal Structure of<br />

Hunger and Famine, in: Progress in Human Geography, 17. 1993, S. 43–67; und Ben<br />

Wisner/Piers Blaikie/Terry Cannon, At Risk. Natural Hazards, People's Vulnerability,<br />

and Disasters, London 2004.<br />

10 Robert Chambers, Editorial Introduction: Vulnerability, Coping and Policy, in: IDS<br />

Bulletin, 20. 1989, S. 1–7.<br />

11 De Haas, Mobility and Human Development, S. 2.<br />

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