22.01.2013 Aufrufe

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Export von Arbeitskräften als Entwicklungsstrategie?<br />

gration nun auf der Seite globalisierter und kosmopolitaner Migration verortet,<br />

insbesondere der Migration qualifizierter ›white-collar‹-Fachkräfte. Damit<br />

einher geht eine zumindest symbolische Aufwertung der Tätigkeiten und<br />

Klassenposition der idealen Migrantin bzw. des idealen Migranten.<br />

Insgesamt ist dieser Diskurs um die globalen Filipinos geprägt von einer<br />

Rhetorik der Professionalisierung und Überhöhung. Die neuen ArbeitsmigrantInnen<br />

seien nicht mehr angewiesen auf staatlichen Schutz, sondern<br />

stattdessen autonome Unternehmer ihrer Selbst und ihrer Arbeitskraft. 31<br />

Damit verbunden ist eine Glorifizierung von Arbeitsmigration und insbesondere<br />

eine Glorifizierung der Ware ›philippinische Arbeitskraft‹ als einer<br />

international vertriebenen Marke. Dies wurde beispielsweise am Programm<br />

der ›Supermaid‹ im Jahr 2006 deutlich, das auf eine Optimierung der Skills<br />

von philippinischen Hausangestellten für den Weltmarkt – bzw. die ›alternden‹<br />

Gesellschaften Ostasiens – zielte und sich durch offensives Branding<br />

durchaus erfolgreich in Konkurrenz zu anderen Entsendeländern positioniert.<br />

32 Diese diskursive Aufwertung, die als Teil einer Fokussierung staatlicher<br />

Außenpolitik auf die Forcierung von Arbeitsmigration in ausgewählte<br />

Regionen und Sektoren zu verstehen ist, betrifft auch und gerade jene Segmente<br />

lokaler Arbeitsmärkte, die gemeinhin nicht als hochqualifiziert gelten,<br />

nun aber diskursiv eine Note der Professionalisierung erhalten.<br />

Galt Arbeitsmigration bis in die 1980er Jahre auch im staatlichen Diskurs<br />

als nationale Schande, als Problem des brain drain, der Vulnerabilität<br />

und Not, der Zerstörung von Familien, so wird im Gegensatz dazu Arbeitsmigration<br />

heute als elementarer Bestandteil globalisierter Arbeitsmärkte artikuliert<br />

und Migration als Erwartung an die Subjekte formuliert. Ausgeblendet<br />

werden damit Zwänge und Nöte, die vielfach zu dieser Arbeitsmigration<br />

führen. Damit verstärkt dieser Diskurs der Global Filipinos eine Spaltung zwi-<br />

ferenz der Ersten Moderne liquidiert wird, nämlich die zwischen Politik und Wirtschaft«<br />

(Ulrich Beck, Was ist Globalisierung?, Frankfurt a.M. 1997, S. 26).<br />

31 Gleichwohl enthält die Frage der staatlichen Garantierung von Sicherheit und des<br />

Einsatzes des Staates für die Sicherheit philippinischer ArbeitsmigrantInnen ungebrochen<br />

eine sehr hohe politische Sprengkraft und beeinflusst in nicht unerheblichem<br />

Umfang die staatliche Außenpolitik. Neben jüngeren Beispielen wie Evakuierungen<br />

im Rahmen politischer Krisen in den Zielländern wurde dies insbesondere<br />

im Jahr 2004 deutlich, als die Philippinen nach der Entführung eines philippinischen<br />

Arbeitsmigranten im Irak ihr gesamtes Militär aus dem Land abzogen, um damit<br />

den Forderungen der Entführer nachzugeben. Legitimiert wurde dieser Schritt, der<br />

von allen an der Koalition beteiligen Nationen missbilligt wurde, mit dem Wohlergehen<br />

der über 1 Million verbleibenden ArbeitsmigrantInnen in der Region; Solomon,<br />

State-led Migration, Democratic Legitimacy, and Deterritorialization, S. 275–<br />

300; Pauline Eadie, Philippines Overseas Foreign Workers (OFWs), Presidential<br />

Trickery and the War on Terror, in: Global Society, 25. 2011, S. 29–47.<br />

32 Danilo Arana Arao, ›Supermaid‹ Solution Proves Permanence of OFW Deployment,<br />

in: Bulatlat, 26. 2006, http://www.bulatlat.com/news/6-26/6-26-supermaid.htm.<br />

107

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!