Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Benjamin Etzold und Patrick Sakdapolrak<br />
persistenten Austauschbeziehungen zwischen den Migranten und ihren<br />
Haushalten in der Herkunftsregion hervor. Oft wird betont, dass Migration<br />
immer nur eine von sehr verschiedenen Lebenssicherungsstrategien sei;<br />
mindestens genauso bedeutend seien die Einkommensdiversifizierung vor<br />
Ort und auch die Intensivierung der landwirtschaftlichen Arbeit, um ein höheres<br />
und ein besser abgesichertes Familieneinkommen zu erwirtschaften<br />
und so mittel- bis langfristig das Wohlergehen des Haushalts zu sichern. 41<br />
Ein dritter Strang der migrationsbezogenen Livelihood-Studien beschäftigt<br />
sich mit den Auswirkungen der Migration auf die Haushalte, die Heimatdörfer<br />
und -regionen. Papademetriou und Martin stellen fest, dass Migration,<br />
insbesondere Arbeitsmigration, hauptsächlich über drei Faktoren, die<br />
sie plakativ als die »three R’s of labour migration« <strong>42</strong> bezeichnen, Einfluss auf<br />
die Herkunftsregion ausübt. Der erste Faktor, die Rekrutierung, verweist darauf,<br />
dass der Migrationsprozess selektiv abläuft. Menschen mit bestimmten<br />
Merkmalen, sei es in Bezug auf Herkunft, Schichtzugehörigkeit, Geschlecht<br />
oder Alter, weisen jeweils spezifische Migrationsmuster auf, andere wiederum<br />
migrieren gar nicht. 43 Diese Selektivität hat sowohl direkte wie indirekte<br />
sozioökonomische Folgen für die Herkunftsregion. Die Rücküberweisungen<br />
der Migranten, der zweite Faktor, üben einen direkten Einfluss auf die Herkunftsregionen<br />
aus. Die Rimessen können zur Erhöhung des Lebensstandards<br />
der in der Herkunftsregion zurückbleibenden Haushalte beitragen und<br />
sich auf verschiedene Weise auf die lokale und nationale Ökonomie auswirken.<br />
44 Viele Studien verweisen darauf, dass sich Rimessen nicht per se positiv<br />
auf die lokale Entwicklung auswirken, sondern im Gegenteil sogar die<br />
Tendenz zu einer abhängigen Entwicklung verstärken und negative so-<br />
41 Vgl. McDowell/De Haan, Migration and Sustainable Livelihoods, S. 20; Frank Ellis,<br />
Household Strategies and Rural Livelihood Diversification, in: Journal of Development<br />
Studies, 35. 1998, S. 1–38.; Adger, Social Vulnerability, S. 254; Steinbrink, Leben<br />
zwischen Land und Stadt, S. 238–240; Sakdapolrak, Internationale Arbeitsmigration,<br />
S. 46–59.<br />
<strong>42</strong> Die »three R’s« stehen für die englischen Begriffe: Recruitment (Rekrutierung), Remittances<br />
(Rimessen), Return (Rückkehr). Vgl. Demetrios G. Papademetriou/Philip L.<br />
Martin (Hg.), The Unsettled Relationship: Labour Migration and Economic Development,<br />
New York 1991, S. x–xi.<br />
43 So ist beispielsweise Skeldon der Meinung, dass sich Migranten zu Beginn einer Migrationsbewegung<br />
aus den innovativsten und dynamischsten Menschen einer Region<br />
rekrutieren. Vgl. Ronald Skeldon, Migration and Poverty, in: Asia-Pacific Population<br />
Journal, 17. 2001, S. 67–82, hier S. 72.<br />
44 Vgl. Neil Adger u.a., Migration, Remittances, Livelihood Trajectories, and Social<br />
Resilience, in: Ambio, 31. 2002, H. 4, S. 358–366; Patrick Sakdapolrak, Jenseits von<br />
›Push and Pull‹ – Internationale Arbeitsmigration als Strategie der Lebenssicherung<br />
in Thailand, in: Internationales Asienforum, 39. 2008, S. 81–105; de Haas, Mobility<br />
and Human Development, S. 25–29; Steinbrink, Leben zwischen Land und Stadt,<br />
S. 236–238, 304f.<br />
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