Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sedentarismus als Konstante der Migrationsforschung in Afrika<br />
geographiedidaktische Beiträge werden von Fluchterzählungen beherrscht<br />
und reproduzieren damit die bereits angesprochene Kopplung von Migration<br />
und Notlage. Flucht vor Kriegen und politischer Verfolgung 68 und die sogenannte<br />
›Umweltflucht‹ 69 prägen die Diskussion thematisch. Auch in den<br />
im ›Landflucht‹-Paradigma verwurzelten Untersuchungen zu Migration als<br />
Problemlösungs- und Überlebensstrategie bleibt die Migration im Kern ein<br />
Reflex auf externe Impulse. 70 Auch in der Global Change-Forschung werden<br />
Wanderungsphänomene in ähnlicher Weise thematisiert. So wird Migration<br />
in dem von Reussewig 71 vertretenen Ansatz zum Sahelsyndrom – der landwirtschaftlichen<br />
Übernutzung marginaler Standorte – lediglich als eine ›Syndromausprägung‹<br />
betrachtet, verursacht durch Bevölkerungswachstum und<br />
Armut. Einige neuere Arbeiten haben versucht, von der sedentaristischen<br />
Perspektive Abstand zu nehmen und setzen dadurch von den hier kurz skizzierten<br />
Ansätzen abweichende Schwerpunkte. Arbeiten in diesem Kontext<br />
beschäftigen sich u.a. mit der intertemporalen Dimension der Wanderungen<br />
von Frauen in Tansania 72 , mit der Perpetuierung von Mehrfachwanderungen<br />
in Benin 73 , mit translokalen Verflechtungen in Südafrika 74 und der gelebten<br />
68 Ulrich Jürgens/Nina Birkeland, Binnenflüchtlinge in Afrika, in: Geographische<br />
Rundschau, 55. 2003, S. 54–57; Fred Krüger, Unsicherheit, Vertreibung, Flucht. Migration<br />
und Gewalt im subsaharischen Afrika, in: Geographie und Schule, 31. 2009,<br />
S. 25–32; Jeanette Schade, Ein Kontinent bewegt sich. Afrika und Migration, in: Praxis<br />
Geographie: Afrika – Globales Lernen, 39. 2009, H. 12, S. 28–31.<br />
69 Roland Richter, Umweltflüchtlinge in Westafrika. Ursachen, Ausmaß und Perspektiven,<br />
in: Geographische Rundschau, 52. 2000, S. 12–17; Thomas Hammer, Desertification<br />
and Migration. A Political Ecology of Environmental Migration in West Africa,<br />
in: Jon D. Unruh/Maarten S. Krol/Nurit Kliot (Hg.), Environmental Change and its<br />
Implications for Population Migration, Dordrecht 2004, S. 231–246.<br />
70 Fouad N. Ibrahim/Helmut Ruppert, The Role of Rural-Rural Migration as a Survival<br />
Strategy in the Sahelian Zone of the Sudan. A Case Study in Burush, Darfur, in: Geo-<br />
Journal, 1. 1991, S. 31–38; Beate Lohnert, Überleben am Rande der Stadt. Überlebensstrategien<br />
von Dürremigranten aus dem Sahel, in: <strong>IMIS</strong>-Beiträge, 5. 1997, S. 63–<br />
74; Fouad N. Ibrahim, Überleben durch Migration. Eine Fallstudie aus dem Westsudan,<br />
in: Afrika und die Globalisierung. Schriften der VAD, 18. 1999, S. 178–200;<br />
Wolfgang Mayer, Überlebensstrategie »Exode«. Eine empirische Fallstudie aus der<br />
Region Nara im Sahel, in: <strong>IMIS</strong>-Beiträge, 16. 2000, S. 23–50.<br />
71 Fritz Reusswig, Syndrome des Globalen Wandels als transdisziplinäres Konzept. Zur<br />
politischen Ökologie nicht-nachhaltiger Entwicklungsmuster, in: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie,<br />
3–4. 1999, S. 184–201.<br />
72 Verena Knippel, FORTSCHRITTE. Land-Stadt-Wanderung von Frauen in Tansania,<br />
Bayreuth 2003, http://opus.ub.uni-bayreuth.de/volltexte/2003/16/.<br />
73 Martin Doevenspeck, Migration im ländlichen Benin – Sozialgeographische Untersuchungen<br />
an einer afrikanischen Frontier (Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung,<br />
Bd. 30), Saarbrücken 2005.<br />
74 Malte Steinbrink, Leben zwischen Land und Stadt. Migration, Translokalität und<br />
Verwundbarkeit in Südafrika, Wiesbaden 2009.<br />
75