22.01.2013 Aufrufe

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wissen wandert<br />

Überträgt man diese Erkenntnisse auf die Bedeutung von Remigranten<br />

als Wissensträger, ist davon auszugehen, dass abgewanderte Hochqualifizierte<br />

im Ausland Zugang zu innovationsrelevantem explizitem und vor allem<br />

implizitem Wissen haben. Durch die räumliche Nähe und die erlernten<br />

›kulturellen‹, sprachlichen und sozialen Kompetenzen können sie mit anderen<br />

Wissensgebern vor Ort kooperieren. Auf diesem Wege haben sie die Gelegenheit<br />

zur Teilhabe an Lernprozessen auf einem Niveau, das im Heimatland<br />

oft nicht erreicht werden könnte. Wie Fromhold-Eisebith betont, können<br />

durch die Akkumulation von Migranten gleicher Herkunft an einem Standort<br />

»innovative Milieus auf ethnischer Grundlage« entstehen. Dadurch ist die<br />

Weitergabe von Wissen innerhalb der Region im Zielland besonders wahrscheinlich.<br />

19<br />

Wie können jedoch Entwicklungs- und Schwellenländer von dem zusätzlich<br />

gewonnenen Wissen der zuvor Abgewanderten profitieren? Offensichtlich<br />

kann es durch Remigrationsprozesse in das jeweilige Heimatland<br />

wandern. Allerdings ist das Wissen auch über transnationale Netzwerke<br />

transferierbar, da die abgewanderten Personen häufig formelle oder informelle<br />

Kontakte zu Akteuren im ehemaligen Herkunftsland pflegen. Ein Beispiel<br />

für ein formelles Netzwerk wäre eine Forschungskooperation zwischen<br />

einem Forschungsinstitut, in dem der Migrant im Industrieland arbeitet, und<br />

einer Forschungseinrichtung im heimischen Entwicklungs- oder Schwellenland,<br />

in der er früher beschäftigt war. Unter einem informellen Netzwerk ist ein<br />

persönlicher Kontakt, etwa zu einem ehemaligen Studienkollegen, zu verstehen.<br />

Durch regelmäßige Kommunikation via Internet oder Telefon und/oder<br />

persönliche Besuche (z.B. regelmäßiges Pendeln) können Neuigkeiten und<br />

spezifisches Branchenwissen in das Herkunftsland gelangen. Auch Remigranten<br />

können nach ihrer Ankunft im Entwicklungs- oder Schwellenland<br />

ihre transnationalen Kontakte nutzen und neues Wissen und andere Ressourcen<br />

(z.B. Kapital, Geschäftskontakte) aus dem Ausland beziehen.<br />

Remigranten initiieren nur dann regionale Lernprozesse im Heimatland,<br />

wenn sie ihr extern erworbenes Wissen an lokale Akteure weitergeben.<br />

Um Wissensexternalitäten hervorzurufen, müssen Remigranten folglich Kooperationsbeziehungen<br />

zu lokalen Akteuren aufbauen. Erst dadurch kann<br />

die regionale Wissensbasis und damit das Innovationspotenzial 20 in der Re-<br />

19 Fromhold-Eisebith, Internationale Migration Hochqualifizierter, S. 36.<br />

20 Das regionale Innovationspotenzial wird verstanden als die Ausprägung aller Faktoren,<br />

die die Innovationsleistung einer Region bestimmen oder hemmen. Es wird geprägt<br />

durch die Innovationsakteure einer Region, d.h. vornehmlich durch Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen, durch die Nutzung der regionalen Wissensund<br />

Technikbasis sowie des innovations- und diffusionsunterstützenden Dienstleistungsangebots,<br />

z.B. Informationsvermittlungsstellen. Vgl. Javier Revilla Diez/Ludwig<br />

Schätzl, Regionale Innovationspotentiale und innovative Netzwerke in Ost- und<br />

117

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!