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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Martin Geiger und Malte Steinbrink<br />

achtung eines vermeintlich neuen Typus von Migration aus den karibischen<br />

Ländern, Mexiko und von den Philippinen – also aus sogenannten Entwicklungs-<br />

und Schwellenländern – in die USA: Seit den 1980er Jahren wurden<br />

stärker zirkuläre, sich zwischen Herkunfts- und Zielland ›hin und her‹ bewegende<br />

Wanderungsverläufe beobachtet. 71 Dem neuen Konzept des Transnationalismus<br />

entsprechend, findet Migration nicht mehr als einmalige, unidirektionale<br />

Bewegung und endgültiges Verlassen des vorherigen sozialen Zusammenhangs<br />

statt. Vielmehr entstehen plurilokale soziale Verflechtungszusammenhänge<br />

und Lebenswirklichkeiten, die sich quer zu nationalen<br />

Grenzziehungen zwischen Herkunfts- und Zielkontext aufspannen. 72 Diese<br />

als qualitativ ›neu‹ erachtete Sonderform der Migration, die nicht mit einer<br />

vollständigen Loslösung aus dem gesellschaftlichen Herkunftskontext und<br />

einer mühevollen Integration im Zielland einhergeht, sondern sich in einem<br />

ständigen ›in-between‹ äußert, wird häufig als Transmigration 73 bezeichnet.<br />

Diese Anfang der 1990er Jahre als Gegenentwurf zum methodologischen<br />

Nationalismus formulierte transnationale Perspektive forderte nicht nur<br />

das Nachdenken über Fragen der gesellschaftlichen Assimilation/Integration<br />

im Zielkontext heraus, sondern betraf ebenso jenen Zweig der Migrationsforschung,<br />

der sich explizit den Effekten internationaler Wanderungen für den<br />

Herkunftskontext widmete. Entsprechend untersuchte die Migrationsforschung<br />

nun verstärkt die entwicklungsbezogenen Folgen transnationaler<br />

Verflechtungszusammenhänge für die Herkunftsländer der Transmigranten.<br />

Diese Forschungsrichtung etablierte sich zeitlich parallel zum politischen<br />

Diskurs um Migration & Development (siehe oben). Sie bildet heute gewissermaßen<br />

die konzeptionelle Grundlage für Argumentationen, welche die positive<br />

Bedeutung von Rücküberweisungen, Diasporagruppen, Remigration,<br />

brain gain/circulation etc. postulieren – auch wenn sich die Forschungsergeb-<br />

a.M. 2008; Thomas Faist (Hg.), Transstaatliche Räume. Politik, Wirtschaft und Kultur<br />

in und zwischen Deutschland und der Türkei, Bielefeld 2000.<br />

71 Hierzu und im Folgenden vgl. zudem Petrus Han, Theorien zur internationalen Migration.<br />

Ausgewählte interdisziplinäre Migrationstheorien und deren zentrale Aussagen,<br />

Stuttgart 2006, S. 149–152.<br />

72 Exemplarisch für geographische Forschungsarbeiten in diesem Bereich siehe Detlef<br />

Müller-Mahn, Migrationskorridore und transnationale soziale Räume. Eine empirische<br />

Skizze zur Süd-Nord-Migration am Beispiel ägyptischer Sans-Papiers in Paris,<br />

in: Abhandlungen Anthropogeographie, 60. 1999, S. 167–200; Julia Verne, Living<br />

Translocality: Space, Culture and Economy in Contemporary Swahili Trading Connections,<br />

Stuttgart 2012. Siehe außerdem den Beitrag von Martin Doevenspeck und<br />

Julia Verne in diesem <strong>Heft</strong>.<br />

73 »Transmigrants are immigrants whose daily lives depend on multiple and constant<br />

interconnections across international borders and whose public identities are configured<br />

in relationship to more than one nation-state« (Glick-Schiller u.a., From Immigrant<br />

to Transmigrant, S. 121.)<br />

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