22.01.2013 Aufrufe

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sedentarismus als Konstante der Migrationsforschung in Afrika<br />

»mobility fetishism« bezeichnet wird. 11 Bezogen auf das Phänomen der Migration<br />

aus Entwicklungsländern zeigt sich jedoch, dass diese Form der Mobilität<br />

in der Regel negativ konnotiert ist und mit Unordnung, Unberechenbarkeit<br />

und sogar Bedrohung gleichgesetzt wird. In beiden Fällen weist die<br />

»production of mobilities« 12 – die Zuschreibung von Sinn und Bedeutung zu<br />

unterschiedlichen Ausprägungen von Mobilität – darauf hin, dass Mobilität<br />

im Gegensatz zur Sesshaftigkeit grundsätzlich als etwas Außergewöhnliches<br />

und selten als etwas Alltägliches verstanden wird. Mobilität einfach »as a<br />

way of being in the world« 13 scheint in der Migrationsforschung im Entwicklungskontext<br />

bisher kaum eine Rolle zu spielen. 14<br />

In der Migrationsforschung erfolgt die Auseinandersetzung mit<br />

menschlicher Mobilität oft ohne sich aus einer Metaperspektive Gedanken<br />

über den Blickwinkel zu machen, von dem aus man das Phänomen betrachtet,<br />

und wie man es durch die Art der Auseinandersetzung mit Bedeutung<br />

auflädt. Tut man dies nämlich, wird deutlich, wie Mobilität in der Regel als<br />

eine Reaktion auf eine problematische Situation, als Ausdruck fehlender<br />

›Entwicklung‹, als Abweichung von ›normal‹ konzeptionalisiert wird, oft<br />

verbunden mit dem zumindest impliziten Ziel, Wege aufzuzeigen, bestimmte<br />

Formen von Mobilität zu verhindern. Ein Paradebeispiel für diese normative<br />

Aufladung und Politisierung von Mobilität stellen rezente Darstellungen<br />

der sogenannten Transitmigration politisch unerwünschter afrikanischer<br />

Zuwanderer in die Europäische Union dar. 15 Auch die Bewertung von Binnenwanderung<br />

und internationaler Migration innerhalb Afrikas folgt meist<br />

der einseitigen Vorstellung von Mobilität als (möglichst temporäre) Antwort<br />

auf absolute oder relative Notlagen – als »coping mechanism of last resort«. 16<br />

11 Canzler u.a., Tracing Mobilities, S. 2.<br />

12 Tim Cresswell, The Right to Mobility: The Production of Mobility in the Courtroom,<br />

in: Antipode, 38. 2006, H. 4, S. 735–754, hier S. 735.<br />

13 Cresswell, On the Move, S. 3.<br />

14 Vgl. Stephen Castles, Development and Migration – Migration and Development:<br />

What Comes First? Global Perspective and African Experiences, in: Theoria, 121.<br />

2009, S. 1–31; Oliver Bakewell, Keeping Them in Their Place: The Ambivalent Relationship<br />

between Development and Migration in Africa, in: Third World Quarterly,<br />

29. 2008, S. 1341–1358.<br />

15 Martin Baldwin-Edwards, Between a Rock and a Hard Place: North Africa as a Region<br />

of Emigration, Immigration and Transit Migration, in: Review of African Political<br />

Economy, 33. 2006, S. 311–324; Franck Düvell, Transit Migration: A Blurred and<br />

Politicised Concept, in: Population, Space and Place, 2010. DOI: 10.1002/psp.631;<br />

Joris Schapendonk, Staying Put in Moving Sands. The Stepwise Migration Process of<br />

Sub-Saharan African Migrants Heading North, in: Ulf Engel/Paul Nugent (Hg.), Respacing<br />

Africa, Leiden 2010, S. 113–139.<br />

16 Aderanti Adepoju, Internal and International Migration within Africa, in: Pieter Kok<br />

u.a. (Hg.), Migration in South and Southern Africa. Dynamics and Determinants,<br />

Kapstadt 2006, S. 26–45, hier S. 35.<br />

63

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!