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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Malte Steinbrink<br />

Durch den Austausch und die Aufgabenteilung entsteht ein Gesamtsystem,<br />

das als translokales Livelihood-System zu verstehen ist. Die räumliche Diversifizierung<br />

ermöglicht sowohl eine Kombination verschiedener Wirtschaftsstrategien<br />

als auch die Nutzung verschiedener Möglichkeiten an unterschiedlichen<br />

Orten.<br />

Im Zuge der Translokalisierung treten die typischen Kettenmigrationsphänomene<br />

auf. Der durch die Netzwerkprozesse verstärkte und gelenkte<br />

Migrationsstrom richtet und konzentriert sich auf bestimmte Zielgebiete. In<br />

Nomhala hat sich nach der Aufhebung der Wanderungsbeschränkungen<br />

auch die geographische Ausrichtung des Migrationssystems verändert. Infolge<br />

der großen Entlassungswellen im Bergbau- und Industriesektor verlagerte<br />

sich der Schwerpunkt in den 1990er Jahren vom Vaal-Triangle in Richtung<br />

Kapstadt. Die Hauptdestination der nach Kapstadt migrierten Personen<br />

ist die Siedlung Site 5. Das auf der südlichen Kaphalbinsel in der Nähe von<br />

Fish Hoek gelegene Township wurde Anfang der 1990er Jahre als Site-and-<br />

Service-Projekt für 5.000 Einwohner geplant. Mittlerweile wohnen dort auf<br />

engstem Raum und meist ohne Rechtstitel etwa 25.000 Einwohner, darunter<br />

fast die Hälfte der in der Kapmetropole lebenden Migranten aus Nomhala<br />

(47% bzw. 80 Personen). Site 5 wurde als zweites Untersuchungsgebiet für<br />

die bi-lokale Fallstudie ausgewählt. Und die Migranten aus Nomhala in Site<br />

5 bildeten den städtischen Teil des Gesamtsamples.<br />

3 Die Abakhaya-Group im Kontext translokaler Livelihoods<br />

Die Translokalität der Lebenszusammenhänge offenbart sich zwar im Wesentlichen<br />

in den Interaktionen innerhalb der translokal organisierten Ikhaya,<br />

jedoch ist die Analyse auf Haushaltsebene nicht ausreichend, um die Komplexität<br />

der translokalen Überlebenssicherungssysteme zu verstehen. Jenseits<br />

der Grenzen der Haushaltsgemeinschaft sind die Akteure in soziale Zusammenhänge<br />

eingebunden, die ebenfalls von zentraler Bedeutung für die Existenzsicherung<br />

sind. Die durch Kettenmigrationsprozesse in den Zielgebieten<br />

entstehenden lokalen Migrantennetzwerke müssen bei der Analyse der<br />

translokalen Existenzsicherung besondere Beachtung finden.<br />

Seit den 1990er Jahren entwickelte sich in Site 5 ein relativ großes soziales<br />

Netzwerk aus Migranten aus Nomhala. Im Falle der isixhosasprechenden<br />

Migranten werden diese städtischen Migrantennetzwerke als<br />

Abakhaya-Groups (homeboy groupings) bezeichnet. Das Phänomen der Abakhaya<br />

war bereits in der Vergangenheit Gegenstand anthropologischer Forschung.<br />

Die ersten, die es untersuchten, waren Philip und Iona Mayer. Sie<br />

verstanden die Abakhaya (Sg. Bakhaya) als ›peasants in town‹ und die ›encapsulation‹<br />

der ›red Xhosa‹ als eine Form der ›defensive rural resistance‹ im Urbanisierungskontext.<br />

Sie interpretierten die Migrantenidentität als konservative<br />

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