22.01.2013 Aufrufe

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Globale Arbeit – lokale Verwundbarkeit<br />

rung der Routen im Zuge der zunehmenden Militarisierung der EU-Außengrenzen:<br />

Seit 1993 sind über 16.200 Menschen beim Versuch, nach Europa<br />

einzuwandern, ums Leben gekommen. Die meisten von ihnen sind auf dem<br />

Seeweg ertrunken, insbesondere vor den Küsten Spaniens, Italiens und Griechenlands.<br />

Unzählige Migranten sind im Zwischenraum verschollen. 107<br />

Irreguläre Migration, Verwundbarkeit und gesellschaftliche Widersprüche<br />

Irreguläre Migration ist kein strafrechtliches, sondern ein aufenthaltsrechtliches<br />

oder arbeitsrechtliches Delikt. Die Migranten versuchen sich der staatlichen<br />

Beobachtung zu entziehen und können demnach aber auch nicht vom<br />

Staat geschützt werden. 108 Es ist ebendiese Position außerhalb der nationalstaatlichen<br />

Gesetze – nicht mehr als Bürger ihres Herkunftslandes rechtlich<br />

geschützt und sich vor dem Gesetz im Transit- und Ankunftsland versteckend<br />

– welche irreguläre Migranten besonders verwundbar macht gegenüber<br />

Ausbeutung, Erpressung und Willkür. Die rechtliche Situation bedingt<br />

die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Exklusion und ist letztlich<br />

zentrale Ursache für ihre extreme Verwundbarkeit. 109 Aufgrund fehlender<br />

legaler Möglichkeiten der Zuwanderung und Beschäftigung führt der einzige<br />

Weg nach Europa über die Illegalität als Teil einer Lebenssicherungsstrategie.<br />

Die Migranten versuchen so in einer auf Profitmaximierung ausgerichteten<br />

Wirtschaft zu bestehen. 110 Die unvermeidbaren Begleiterscheinungen dieses<br />

Lebens »in der Schattenwelt« 111 , wie schlechte Arbeitsbedingungen, fehlende<br />

Absicherung, Lohnausfall, Betrug, Gewalt und Rechtlosigkeit, werden dabei<br />

notgedrungen in Kauf genommen. 112<br />

107 Stand im Juni 2012. Eine Auswertung der Datenbank der Initiative ›UNITED against<br />

Racism‹ (http://www.unitedagainstracism.org/) zeigt den Anstieg und die räumliche<br />

Verteilung der Todesfälle im Grenzraum. Vgl. Etzold, Illegalisierte Migration,<br />

S. 102, 103, 141.<br />

108 Bommes, Illegale Migration, S. 95.<br />

109 Vgl. Giorgio Agamben, Homo sacer. Die souveräne Macht und das nackte Leben,<br />

Frankfurt a.M. 2002, S. 93; Michele LeVoy/Nele Verbruggen/Johan Wets (Hg.), Undocumented<br />

Migrant Workers in Europe, Brüssel 2004; Zygmunt Bauman, Verworfenes<br />

Leben. Die Ausgegrenzten der Moderne, Hamburg 2005, S. 113; GCIM; Migration<br />

in einer interdependenten Welt: Neue Handlungsprinzipien. Bericht der Weltkommission<br />

für Internationale Migration, Global Commission on International<br />

Migration (GCIM), Berlin 2005, S. 33.<br />

110 Vgl. Saskia Sassen, Arbeit ohne Grenzen. Migration und Staatssouveränität, in: Le<br />

Monde Diplomatique, 9.3.2001, S. 12f. Bommes bezeichnet die Illegalität sogar als<br />

einen gewissen wirtschaftlichen Wettbewerbsvorteil der irregulären Migranten gegenüber<br />

anderen Arbeitskräften. Bommes, Illegale Migration, S. 99.<br />

111 Alt, Leben in der Schattenwelt.<br />

112 Vgl. Victor Angul Lluch, Apartheid unter Plastikplanen. Ausschreitungen gegen Arbeitsmigranten<br />

in Andalusien, in: Le Monde Diplomatique, 17.3.2000; LeVoy u.a.,<br />

Undocumented Migrant Workers.<br />

161

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!