Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Ann-Julia Schaland<br />
»We brought a lot of technology. We brought the nano-photonic technology to<br />
Vietnam.« (Remigrant, der 2004 aus den USA nach Vietnam zurückgekehrt<br />
ist und dann eine IT-Firma gegründet hat.)<br />
Für alle Remigranten ist jedoch das im Ausland gewonnene nicht-technische<br />
implizite Erfahrungswissen von zentraler Bedeutung. Durch die berufliche Praxis<br />
in führenden Positionen in ausländischen oder teilweise eigenen Unternehmen<br />
haben sich die betreffenden Personen fundiertes Branchenwissen<br />
und Managementwissen (z.B. hinsichtlich der Leitung eines Ingenieurteams)<br />
angeeignet, das außerordentlich wertvoll für ihre Innovationsaktivitäten in<br />
der Rückkehrregion ist. Außerdem verfügen Rückkehrer über sprachliche und<br />
interkulturelle Kompetenzen, die ihnen helfen, transnationale Netzwerke aufzubauen<br />
und sich somit den Zugang zu wichtigen ökonomischen Ressourcen<br />
wie Wissen, Wagniskapital oder Kontakte zu verschaffen. Augenscheinlich<br />
entwickeln Remigranten durch ihre Migrationserfahrungen und die unterschiedlichen<br />
gesellschaftlichen Kontexte, mit denen sie im Laufe ihrer Biographie<br />
konfrontiert wurden, die Kompetenz, ihr Handeln an Erwartungen<br />
und Deutungsschemata in verschiedenen sozialkulturellen Kontexten flexibel<br />
anzupassen. Pütz bezeichnet diese Fähigkeit als »strategische Transkulturalität«.<br />
Darunter versteht er die absichtsvolle Verhandlung von Deutungsschemata,<br />
die einen Akteur in die Lage versetzen, mit Identitätscodierungen<br />
flexibel umzugehen und sich situationsabhängig auf unterschiedliche Bezugssysteme<br />
einzustellen. 30 So agieren beispielsweise vietnamesische Remigranten,<br />
die mehrere Jahre in den USA gelebt haben, mit ihren US-amerikanischen<br />
Geschäftspartnern anders als mit ihren vietnamesischen Partnern:<br />
Der lockere Umgangston, den sie mit Akteuren aus den USA pflegen, stieße<br />
in der Kommunikation mit den vietnamesischen Mitarbeitern und Kooperationspartnern<br />
teilweise auf Unverständnis oder gar Missstimmung. Deshalb<br />
achten sie hier explizit auf die konfuzianistisch geprägten Hierarchieebenen<br />
und die damit verbundenen Verhaltensregeln.<br />
Selbstständige Remigranten, die transkulturelle Kompetenzen besitzen,<br />
sind gegenüber heimischen oder ausländischen Unternehmern also klar im<br />
Vorteil. Sie können an sehr unterschiedlichen (Innovations-)Netzwerken partizipieren<br />
und darüber Ressourcen beziehen, die sich positiv auf den Erfolg<br />
ihres jeweiligen Unternehmens auswirken.<br />
»I have accumulated a wealth of experience with the latest software technology as<br />
well as the way to work with best business partners in this field.« (Remigrant, der<br />
in Australien studiert, promoviert und nach 24-jähriger Berufstätigkeit in<br />
der Softwarebranche ein Softwareunternehmen in Ho-Chi-Minh-Stadt<br />
gegründet hat.)<br />
30 Robert Pütz, Transkulturalität als Praxis. Unternehmer türkischer Herkunft in Berlin,<br />
Bielefeld 2004.<br />
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