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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Benjamin Etzold und Patrick Sakdapolrak<br />

ver Armut, fehlender Perspektiven und Verwirklichungschancen in den Herkunftsräumen<br />

machen sich jährlich Zehntausende Afrikaner auf den Weg in<br />

Richtung Europa. 89 Pro Jahr kommen in den Maghreb-Staaten schätzungsweise<br />

93.000 Migranten aus Subsahara-Afrika an, von ihnen erreichen lediglich<br />

etwa 30% (ca. 30.000) tatsächlich das EU-Territorium. 90 Abgesehen von<br />

der höchst flexiblen transnationalen Elite, deren Mobilität weltweit als legitim,<br />

gewinnbringend und wünschenswert erachtet wird 91 , gibt es für die<br />

meisten Afrikaner keine legalen Möglichkeiten zur Arbeitsmigration nach<br />

Europa. Angesichts der strukturellen Zwänge, insbesondere der restriktiven<br />

Migrationspolitik, der verstärkten Grenzsicherung und der Professionalisierung<br />

der Migrationsindustrie, bleiben jenen Migranten, die es dennoch versuchen,<br />

letztlich drei Handlungsoptionen: 1) die legale Einreise mit echten<br />

oder gefälschten Visa per Flugzeug und anschließender Visa-Überschreitung<br />

(Illegalisierung des Aufenthaltes); 2) nach erfolgreicher selbst-organisierter<br />

Sahara-Durchquerung die organisierte illegale Einreise auf kürzeren und daher<br />

weniger gefährlichen Migrationsrouten (Land- oder Seeweg), oder 3) die<br />

organisierte illegale Einreise auf längeren und daher weitaus gefährlicheren<br />

Migrationsrouten (vor allem Seeweg). 92<br />

89 Die tieferen Ursachen und auslösenden Faktoren der Arbeitsmigration von Afrika<br />

nach Europa können hier nicht weiter betrachtet werden. Der weitaus größte Anteil<br />

der westafrikanischen Migranten bleibt allerdings innerhalb der Region. Vgl. Achille<br />

Mbembe, Wanderungsbewegungen und geopolitische Neuordnung in Afrika. Die<br />

mobilen Grenzen auf dem Schwarzen Kontinent, in: Le Monde Diplomatique,<br />

12.11.1999, S. 18f.; Roland Richter, Umweltflüchtlinge in Westafrika. Ursachen,<br />

Ausmaß und Perspektiven, in: Geographische Rundschau, 52. 2000, S. 12–17; Aderanti<br />

Adepojou, Regional Integration, Continuity and Changing Patterns of Intra-<br />

Regional Migration in Sub-Saharan Africa, in: Abu B. Siddique (Hg.), International<br />

Migration into the 21st Century, S. 50–73; ders., Migration in West Africa. A paper<br />

prepared for the Policy Analysis and Research Programme of the Global Commission<br />

on International Migration, September 2005; Oliver Bakewell/Hein de Haas,<br />

African Migrations: Continuities, Discontinuities and Recent Transformations, in:<br />

Patrick Chabal u.a. (Hg.), African Alternatives, Leiden 2007, S. 95–118.<br />

90 Schätzung im Jahr 2008. Hein de Haas, Irregular Migration from West Africa to the<br />

Maghreb and the European Union: An Overview of Recent Trends, Report No. 32,<br />

International Office of Migration (IOM), Geneva 2008, S. 9.<br />

91 Vgl. Saskia Sassen, Arbeit ohne Grenzen. Migration und Staatssouveränität, in: Le<br />

Monde Diplomatique, 9.3.2001, S. 12f.; Zygmunt Bauman, Flüchtige Moderne,<br />

Frankfurt a.M. 2003, S. 21; Manuel Castells, Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft.<br />

Teil 1 der Trilogie ›Das Informationszeitalter‹, Opladen 2004, S. 470f.<br />

92 Bei zu geringer Kapitalausstattung (wenig Finanzkapital zur Startfinanzierung; wenig<br />

Humankapital, insbes. kein Wissen über verschiedene Migrationswege; wenig<br />

Sozialkapital, insbes. fehlende Kontakte zu Migranten-Unternehmern) kann ein Migrationsprojekt<br />

nicht starten und die Migrationswilligen bleiben in der Heimat.<br />

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