Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Julia Verne und Martin Doevenspeck<br />
weil sich das Unterfangen aus seiner Sicht weder für ihn kostenneutral gestaltet<br />
noch zu mehr finanzieller Stabilität seiner Cousins geführt hat. Selbstverständlich<br />
ist dies auch für Badi und Manju eine Enttäuschung, da sie gehofft hatten, so viel<br />
Kapital zu erwerben, dass sie damit zu Handelsreisen nach Dubai und Asien aufbrechen<br />
können.<br />
Ohne hier näher auf den Ablauf des Handels und die Bemühungen von Badi<br />
und Manju eingehen zu können, zeigt sich in dieser Darstellung doch bereits<br />
die Komplexität und Ambivalenz der Beziehung zwischen Migration und<br />
Entwicklung. Zum einen wird deutlich, dass die Unterstützung von Familienmitgliedern<br />
nicht immer ganz freiwillig und gerne erfolgt. Auch wenn nur<br />
wenige Migranten offen behaupten würden, dass ihnen ihr Herkunftskontext<br />
egal sei 134 , zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass die Beziehungen oft<br />
vielschichtiger und konfliktgeladener sind als weitgehend dargestellt. 135 So<br />
weist Horst in ihrer Auseinandersetzung mit in den USA lebenden Somali<br />
darauf hin, dass die von ihnen erwarteten Rückzahlungen oft eine große<br />
Verpflichtung und Bürde darstellen. 136<br />
Darüber hinaus wird in diesem Beispiel deutlich, dass nicht jeder Migrant<br />
(und auch nicht jeder Rezipient) ein erfolgreicher Geschäftsmann oder<br />
Entwicklungshelfer sein will und kann. Wie Oliver Bakewell 137 betont, »the<br />
current interest in migrant’s engagement in development is overlaid with an<br />
expectation that migrants should want to maintain their links with the country<br />
of origin and, moreover, want to contribute to its development«.<br />
Während es hier nicht darum geht, das Engagement von Migranten zu<br />
verneinen, so ist es doch wichtig »to object to the moralistic overtones of the<br />
assumption that migrant Africans should provide support not only to their<br />
kin but to the broader nation for development«. 138 Selbst wenn in der Literatur<br />
offensichtlich in der Regel davon ausgegangen wird, dass Migranten aufgrund<br />
ihrer Kontakte und Kenntnisse des Herkunftskontextes wüssten, welche<br />
unterstützenden Maßnahmen am sinnvollsten wären, so verdeutlichen<br />
empirische Ergebnisse andere Konstellationen. Bei genauerer Betrachtung<br />
erscheinen viele der Unternehmungen weit weniger zielorientiert, durch-<br />
134 Vgl. Felicitas Hillmann/Katharina Goethe, The Diaspora Option as a Tool Toward<br />
Development? The Highly Qualified Ghanaian Diaspora in Berlin and Hamburg, in:<br />
van Naerssen u.a. (Hg.), Global Migration and Development, S. 195–212.<br />
135 Paulien Muller, How Afghan Refugees in the Netherlands Maintain Transnational<br />
Family Relations, Connections and Disconnections, in: Gender Technology and Development,<br />
12. 2008, S. 389–411.<br />
136 Cindy Horst, The Role of Remittances in the Transnational Livelihood Strategies of<br />
Somalis, in: van Naerssen u.a. (Hg.), Global Migration and Development, S. 91–110.<br />
137 Bakewell, Keeping them in their Place, S. 34.<br />
138 Ebd.<br />
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