22.01.2013 Aufrufe

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Martin Geiger und Malte Steinbrink<br />

Ein kritischerer Blick enttarnt indes die zugrundeliegende politische<br />

Rationalität der angesprochenen Foren, Programme, Strategien etc.; denn aus<br />

Sicht der Zielstaaten verfolgen die neuen Politiken zu Migration & Development<br />

eine altbekannte Zielsetzung: So sollen die ›auslösenden‹ Begründungsfaktoren<br />

und Ursachen (root causes) von Einwanderung im Herkunftsgebiet<br />

bekämpft werden, um die Notwendigkeit zu Migration und somit diese<br />

selbst zu verringern: »While development-oriented actions can help tackling<br />

the root causes of migratory flows, migration can, in turn, contribute positively<br />

to development, including economic growth, social empowerment and<br />

technological progress.« 19<br />

Tatsächlich bedeutet die aktuelle Auseinandersetzung mit Migration &<br />

Entwicklung demnach weniger wirklich neue Inhalte als vielmehr eine neue<br />

Rhetorik, die den Migranten eine veränderte Rolle zuweist: Sie werden gewissermaßen<br />

zu ›Entwicklungshelfern‹ erklärt. 20 Indem ihre Migration (und<br />

deren materielle Folgewirkungen) als ein innovatives tool der Entwicklungshilfe<br />

betrachtet wird, bürdet man ihnen gleichzeitig die Verantwortung für<br />

›Entwicklung‹ bzw. ›Unterentwicklung‹ auf. 21 Es scheint, als hätten wir es<br />

hier außerdem mit einem politischen Paradoxon zu tun: Migration als Instrument<br />

zur Migrationsvermeidung.<br />

Obwohl auf dem politischen Parkett das entwicklungsfördernde Potenzial<br />

– die benefits – von internationaler Migration in den Vordergrund gestellt<br />

wird 22 und in dem Zuge die Wanderung sowie die Rücküberweisungen als<br />

Instrumente – development tools 23 – betont werden, ist es fraglich, ob die<br />

neuen globalen und einzelstaatlichen Aktivitäten auf der Schnittfläche der<br />

beiden Politikbereiche wirklich Ausdruck eines weltpolitischen ›Gesinnungswandels‹<br />

sind. Nähern wir uns auch realpolitisch einem »Age of Migration«<br />

24 , in welchem globale Wanderungsbewegungen nicht mehr als national-<br />

port Feeding into the Development of a Diaspora Engagement Framework for Zambia,<br />

http://www.iom.int/jahia/webdav/shared/shared/mainsite/activities/count<br />

ries/docs/zambia/Zambian-Diaspora-survey-Report.pdf (15.1.2012).<br />

19 International Organization for Migration (IOM)/Kingdom of Belgium, Migration<br />

and Development: www.migrationdevelopment.org (1.1.2012).<br />

20 Siehe hierzu auch den Beitrag von Boris Michel in diesem <strong>Heft</strong>.<br />

21 Parvati Raghuram weist kritisch darauf hin, dass durch diese Privatisierung letztlich<br />

auch die negativen Folgen bzw. die ausbleibenden Erfolge den Migranten zugeschrieben<br />

werden: Raghuram, Which Migration. What Development?, S. 103–117.<br />

22 Vgl. Abella/Martin, Migration and Development, S. 437.<br />

23 Siehe Ronald Skeldon, International Migration as a Tool in Development Policy. A<br />

Passing Phase?, in: Population and Development Review, 34. 2008, S. 1–18; Devesh<br />

Kapur, Remittances. The New Development Mantra?, New York/Genf 2004.<br />

24 Stephen Castles/Mark J. Miller, The Age of Migration. International Population<br />

Movements in the Modern World, New York 1993.<br />

12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!