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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Translokale Livelihoods in Südafrika<br />

immer wieder zurück in die ›Heimat‹ führen soll. Tatsächlich sind der kollektive<br />

Rückkehrwunsch und die ›just-here-for-work‹-Attitüde wichtige Elemente<br />

des Abakhaya-Ethos. Entsprechend soll der Aufenthalt in der Stadt lediglich<br />

als unvermeidliches, aber hoffentlich vorübergehendes Übel empfunden<br />

werden. Innerhalb des sozialen Zusammenhangs der Abakhaya-Group wäre<br />

es sozial unerwünscht, einen grundsätzlichen Bleibewunsch zu formulieren.<br />

Jedoch reicht es nicht aus, die Verbundenheit mit dem gemeinsamen<br />

Herkunftsgebiet auf rhetorischer Ebene durch Lippenbekenntnisse zu artikulieren:<br />

Innerhalb der Gruppe besteht die Erwartung, dass die soziale (und<br />

spirituelle) Verbundenheit auch durch konkrete Handlungen ihren Ausdruck<br />

zu finden hat. Es gibt eine verbindliche ›Norm der aktiven Heimatbezogenheit‹.<br />

Neben den Geldüberweisungen, den Geschenken und dem regelmäßigen<br />

Telefon- bzw. Briefkontakt gehören vor allem die regelmäßigen Besuche im<br />

Dorf zum normgerechten Rollenverhalten. Es wird von den Migranten erwartet,<br />

dass sie zumindest einmal im Jahr nach Nomhala fahren. Als Begründung<br />

wird angegeben, dass die Migranten so ihrer Verantwortung gegenüber<br />

den auf dem Land lebenden Ikhaya-Mitgliedern gerecht werden,<br />

und oft wird auf die Notwendigkeit der regelmäßigen Besuche zur Huldigung<br />

der Ahnen hingewiesen. Demnach ist das Aufrechterhalten des Kontakts<br />

zum Herkunftsgebiets nicht zwangsläufig auf die direkte Abhängigkeit<br />

des Einzelnen von dem translokalen Haushalt (z.B. als Sicherheitsnetz in Krisenzeiten)<br />

oder auf ein verinnerlichtes Verantwortungsbewusstsein gegenüber<br />

den ländlichen Haushaltsmitgliedern zurückzuführen. Vielmehr erhält<br />

die konkrete translokale Handlung durch den Repräsentationsdruck auch<br />

einen quasi-symbolischen Charakter. Der Migrant sichert also durch die<br />

Handlungen, die zur Aufrechterhaltung seiner sozialen Bindungen zu den<br />

Angehörigen auf dem Land führen, die Basis für die Aufrechterhaltung und<br />

Reproduktion der sozialen Beziehungen in der Stadt; er sichert sich dadurch<br />

auch das Recht auf Partizipation an dem System der generalisierten Unterstützung<br />

innerhalb des städtischen Netzwerks. Man kann dies als den lokalen<br />

Zweck translokaler Handlungen bezeichnen. Die Forschungsergebnisse<br />

zu diesem symbolisch-expressiven Aspekt des translokalen Handelns tragen<br />

zur Erklärung der Intensität des translokalen Interaktionsgefüges bei. Die<br />

Abakhaya-Group verstärkt und stabilisiert die Translokalität der Livelihood-<br />

Systeme.<br />

Die Abakhaya-Group kontrolliert und erzwingt die Translokalität<br />

Innerhalb des sozialen Zusammenhangs der Abakhaya wirken starke Mechanismen<br />

der normativen Kontrolle. Genauso wie die Einhaltung der Norm<br />

des Teilens kontrolliert wird (s.o.), wird auch kontrolliert, ob der Einzelne<br />

der translokalen Verantwortung gegenüber seinen Angehörigen auf dem<br />

Dorf gerecht wird. Diese Kontrollmechanismen und die soziale Kraft der<br />

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