Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Translokale Livelihoods in Südafrika<br />
a) Die ökonomische Diversifizierung findet zunehmend durch die Kombination<br />
verschiedener Wirtschaftstätigkeiten an unterschiedlichen Orten statt<br />
(ökonomische Translokalisierung). Die Vorbedingung dafür ist die migratorische<br />
Translokalisierung, also die Migration von Mitgliedern sozialer und<br />
ökonomischer Einheiten, die auch nach der Wanderung Teil dieser Einheiten<br />
bleiben. Diese Migranten werden hier als Transmigranten bezeichnet<br />
und die sich im Zuge der Transmigration translokalisierenden sozialen<br />
Einheiten als translokale Haushalte.<br />
b) Durch die Transmigration entstehen flächenraumübergreifende soziale<br />
Netzwerke, die sich zwischen Herkunfts- und Zielgebiet aufspannen (soziale<br />
Translokalisierung). Die soziale Translokalisierung ist der Prozess, der<br />
zur räumlichen Expansion von sozialen Netzwerkstrukturen führt.<br />
c) Die translokalen sozialen Bindungen bilden die Grundlage für die Kooperations-<br />
und Austauschbeziehungen, ohne die die translokale ökonomische<br />
Diversifizierung nicht möglich wäre. Die soziale Translokalisierung stellt also<br />
die Voraussetzung für die ökonomische Translokalisierung dar.<br />
d) Soziale Netzwerkbeziehungen am Zielort sind zudem wiederum eine wesentliche<br />
Bedingung für weitere Migrationsereignisse, denn sie ermöglichen<br />
u.a. den Zugang zu Erwerbs- und Wohnmöglichkeiten für potentielle<br />
Migranten und senken somit die Migrationskosten und -risiken (kumulative<br />
Verursachung der Translokalisierung).<br />
Das hier vorgestellte Grundmodell soll als konzeptioneller Ansatzpunkt zur<br />
Analyse translokaler sozialräumlicher Strukturen verstanden werden. So<br />
kann mit dem translokalisierten Blick der Livelihood- und Verwundbarkeitsforschung<br />
das translokale Handeln als strategisches Handeln untersucht und<br />
in seiner Bedeutung für die Strukturation des Translokalen betrachtet werden.<br />
Das Modell bietet einen analytischen Rahmen, um den Fragen nachzugehen,<br />
wie die verschiedenen Aspekte des translokalen strategischen Handelns<br />
zur Bildung und Reproduktion der zu untersuchenden translokalen<br />
Strukturen beitragen und wie sich die translokalen Vernetzungszusammenhänge<br />
als Teil des Handlungskontextes wiederum auf das strategische Handeln<br />
der eingebundenen Akteure auswirken.<br />
2 Eine Fallstudie zur Translokalität in Südafrika:<br />
die ländliche Siedlung Nomhala und die Translokalisierung<br />
nach dem Ende der Apartheid<br />
Das hier in groben Zügen skizzierte Modell soll nun als gedanklichtheoretischer<br />
Rahmen für die Ergebnisdarstellung einer empirischen Fallstudie<br />
dienen. Die hier darzustellenden Ergebnisse basieren auf einem mehrjährigen<br />
Forschungsprojekt. Ziel des Projekts war es, die Land-Stadt-Verflechtungen<br />
zwischen den Gebieten der ehemaligen Homelands und den urbanen<br />
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