Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Julia Verne und Martin Doevenspeck<br />
»The trouble with this virtuous circle is that it assumes that all the actors involved<br />
have a common view of the ›good‹ ends to which the process leads them. It operates<br />
on the assumption that the normal and desirable state for human beings is to be<br />
sedentary«. 131<br />
Diese und ähnliche Aussagen zeigen, dass die im Themenfeld Migration und<br />
Entwicklung zurzeit dominanten Diskurse durch oft sehr generalisierte und<br />
homogenisierende Vorstellungen von ›den Migranten‹, ihren Vorstellungen<br />
und Absichten gekennzeichnet sind. Zugegebenermaßen etwas überspitzt<br />
ausgedrückt lauten diese wie folgt: Migranten helfen gerne, ihre Hilfe ist erfolgreich<br />
und verbessert somit die Situation ihres Herkunftskontextes. Da<br />
›Unterentwicklung‹ die entscheidende Ursache für ihre Migration war, gibt<br />
diese durch sie selbst hervorgerufene Entwicklung des Herkunftskontextes<br />
nun genug Grund zu ihrer Rückkehr.<br />
Obwohl in den meist quantitativen und anwendungsorientierten Studien<br />
immer wieder hervorgehoben wird, dass mehr Informationen über die<br />
Motive, Ziele, Inhalte und Auswirkungen des Engagements von Migranten<br />
in ihren Herkunftskontexten benötigt werden, um die theoretischen Annahmen<br />
damit konfrontieren zu können132 , wird nur selten auf qualitative Forschungsergebnisse<br />
zurückgegriffen und stattdessen an den homogenisierenden<br />
und harmonisierenden Annahmen festgehalten. Wie wir im Folgenden<br />
zeigen werden, macht ein ethnographischer Zugang jedoch schnell deutlich,<br />
dass der Zusammenhang zwischen Migration und Entwicklung weitaus vielschichtiger,<br />
komplexer und uneindeutiger ist, als der zurzeit dominante Diskurs<br />
suggeriert.<br />
5.4 Die drei Annahmen aus Sicht der ethnographischen Erfahrung<br />
Im Rahmen ihrer ethnographischen Forschung zu rezenten Swahili-Handelsverbindungen133<br />
beschäftigt sich Julia Verne mit dem materiellen Austausch<br />
innerhalb von Familien, deren Mitglieder an unterschiedlichen Orten leben.<br />
Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie die familiären Handelsbeziehungen<br />
aufrechterhalten und gelebt werden und wie in ihnen ein translokales<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl verhandelt wird. Verne zeigt dies unter anderem<br />
am Beispiel des Handels mit gebrauchten Elektrowaren, die jungen<br />
Männern aus Zanzibar von einem Cousin aus London zugesandt wurden<br />
131 Bakewell, Keeping them in their Place, S. 25; siehe auch Adepoju, Internal and International<br />
Migration, S. 31.<br />
132 Blion, North of South; de Haas, Migration and Development.<br />
133 Julia Pfaff, Finding one’s Way through Places – a Contemporary Trade Journey of<br />
Young Zanzibari Traders, in: Georg Klute/Hans-Peter Hahn (Hg.), Cultures of Migration<br />
– African Perspectives, Münster 2007, S. 61–88; dies., A Mobile Phone: Mobility,<br />
Materiality and Everyday Swahili Trading Practices, in: Cultural Geographies,<br />
17. 2010, S. 341–357.<br />
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