22.01.2013 Aufrufe

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Julia Verne und Martin Doevenspeck<br />

»The trouble with this virtuous circle is that it assumes that all the actors involved<br />

have a common view of the ›good‹ ends to which the process leads them. It operates<br />

on the assumption that the normal and desirable state for human beings is to be<br />

sedentary«. 131<br />

Diese und ähnliche Aussagen zeigen, dass die im Themenfeld Migration und<br />

Entwicklung zurzeit dominanten Diskurse durch oft sehr generalisierte und<br />

homogenisierende Vorstellungen von ›den Migranten‹, ihren Vorstellungen<br />

und Absichten gekennzeichnet sind. Zugegebenermaßen etwas überspitzt<br />

ausgedrückt lauten diese wie folgt: Migranten helfen gerne, ihre Hilfe ist erfolgreich<br />

und verbessert somit die Situation ihres Herkunftskontextes. Da<br />

›Unterentwicklung‹ die entscheidende Ursache für ihre Migration war, gibt<br />

diese durch sie selbst hervorgerufene Entwicklung des Herkunftskontextes<br />

nun genug Grund zu ihrer Rückkehr.<br />

Obwohl in den meist quantitativen und anwendungsorientierten Studien<br />

immer wieder hervorgehoben wird, dass mehr Informationen über die<br />

Motive, Ziele, Inhalte und Auswirkungen des Engagements von Migranten<br />

in ihren Herkunftskontexten benötigt werden, um die theoretischen Annahmen<br />

damit konfrontieren zu können132 , wird nur selten auf qualitative Forschungsergebnisse<br />

zurückgegriffen und stattdessen an den homogenisierenden<br />

und harmonisierenden Annahmen festgehalten. Wie wir im Folgenden<br />

zeigen werden, macht ein ethnographischer Zugang jedoch schnell deutlich,<br />

dass der Zusammenhang zwischen Migration und Entwicklung weitaus vielschichtiger,<br />

komplexer und uneindeutiger ist, als der zurzeit dominante Diskurs<br />

suggeriert.<br />

5.4 Die drei Annahmen aus Sicht der ethnographischen Erfahrung<br />

Im Rahmen ihrer ethnographischen Forschung zu rezenten Swahili-Handelsverbindungen133<br />

beschäftigt sich Julia Verne mit dem materiellen Austausch<br />

innerhalb von Familien, deren Mitglieder an unterschiedlichen Orten leben.<br />

Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie die familiären Handelsbeziehungen<br />

aufrechterhalten und gelebt werden und wie in ihnen ein translokales<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl verhandelt wird. Verne zeigt dies unter anderem<br />

am Beispiel des Handels mit gebrauchten Elektrowaren, die jungen<br />

Männern aus Zanzibar von einem Cousin aus London zugesandt wurden<br />

131 Bakewell, Keeping them in their Place, S. 25; siehe auch Adepoju, Internal and International<br />

Migration, S. 31.<br />

132 Blion, North of South; de Haas, Migration and Development.<br />

133 Julia Pfaff, Finding one’s Way through Places – a Contemporary Trade Journey of<br />

Young Zanzibari Traders, in: Georg Klute/Hans-Peter Hahn (Hg.), Cultures of Migration<br />

– African Perspectives, Münster 2007, S. 61–88; dies., A Mobile Phone: Mobility,<br />

Materiality and Everyday Swahili Trading Practices, in: Cultural Geographies,<br />

17. 2010, S. 341–357.<br />

88

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!