Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Ann-Julia Schaland<br />
gion vergrößert werden. Fromhold-Eisebith geht dabei von folgenden vier<br />
Annahmen aus: Remigranten können sich problemlos in ihrer Heimatregion<br />
vernetzen. Sie kennen die lokalen ›kulturellen‹ und sprachlichen Gepflogenheiten<br />
und können deshalb leicht Kontakte knüpfen. 21 Ihre Kontakte zu Akteuren<br />
im Heimatland brechen auch während ihrer Abwesenheit nicht ab.<br />
Und zurück im Heimatland knüpfen Remigranten aufgrund ihrer kollektiven<br />
Erfahrungen im Ausland und »(trans-)kultureller Gemeinsamkeiten – wie<br />
z.B. einer gemeinsamen Arbeitsethik –« besonders enge regionale Beziehungsnetzwerke<br />
untereinander, die sich förderlich auf den regionalen Wissenstransfer<br />
auswirken können. 22 Diese Annahmen werden im Folgenden<br />
am Beispiel empirischer Befunde zu selbstständigen Remigranten in wissensintensiven<br />
Branchen in China und Vietnam näher untersucht.<br />
2 Empirische Befunde: Remigranten<br />
als Unternehmensgründer in China und Vietnam<br />
Remigranten, die in ihr Heimatland zurückkehren, um dort eigene wissensbasierte<br />
Unternehmen zu gründen, sind die idealen Akteure für den Anstoß<br />
wissensbasierter Regionalentwicklungsprozesse. 23<br />
Müllers Studie zu selbstständigen Remigranten in Shanghai ergab, dass<br />
Remigranten Unternehmen vor allem in Hightech- und/oder wissensintensiven<br />
Branchen gründeten, in denen bisher keine oder nur wenige Firmen zu<br />
verzeichnen waren, wie z.B. in der Halbleiter-, Biotechnologie- oder Softwarebranche.<br />
Im Vergleich zu heimischen Anbietern erwiesen sich ihre angebotenen<br />
Produkte und Dienstleistungen als »innovativer bzw. technologieorientierter«.<br />
24 So entwickelten von Remigranten gegründete IC-Designfirmen<br />
technologisch anspruchsvollere Chips als heimische Anbieter, die vor allem<br />
›Low-End‹-Chips produzierten. Biotechnologiefirmen stellten primär neue<br />
Medikamente her oder boten hochwertige Forschungsdienstleistungen an,<br />
während auf dem allgemeinen Markt Generika und Imitationen dominierten.<br />
Softwarefirmen von Remigranten schließlich entwickelten beispielsweise<br />
neue Systemsoftware für den chinesischen Markt, wohingegen heimische<br />
Südostasien. Theoretische und methodische Anmerkungen, in: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie,<br />
2006, S. 3–15, hier S. 8.<br />
21 Fromhold-Eisebith, Internationale Migration Hochqualifizierter, S. 36.<br />
22 Ebd., S. 39.<br />
23 AnnaLee Saxenian, The International Mobility of Entrepreneurs and Regional Upgrading<br />
in India and China, in: Andrés Solimano (Hg.), The International Mobility of<br />
Talent: Types, Causes, and Development Impact, Oxford 2008, S. 117–144.<br />
24 Müller, Zur Bedeutung von Remigranten, S. 191.<br />
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