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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Sedentarismus als Konstante der Migrationsforschung in Afrika<br />

dacht und kalkuliert als in dominanten Diskursen angenommen. Weiterhin<br />

zeigt sich insbesondere in ethnographischer Forschung, der es möglich ist,<br />

solche Beziehungen über einen längeren Zeitraum zu untersuchen, dass die<br />

Kontrolle und Übersicht des Migranten, aber auch der Rezipienten, über<br />

Ablauf und Verwendung der Unterstützung oft stark eingeschränkt ist. Es<br />

muss nicht nur ›conspicuous consumption‹ 139 sein, die langfristige Investitionen<br />

verhindert. Vielmehr gibt oft die Berücksichtigung des kulturellen<br />

und sozialen Kontextes der Beteiligten Akteure darüber Aufschluss, was es<br />

so schwer macht, akquiriertes Geld auch für sich zu behalten. 140 Und selbst<br />

wenn sich positive Effekte der finanziellen und materiellen Unterstützung<br />

abzeichnen, so lindert dies nicht unbedingt das Bedürfnis der Zurückgebliebenen<br />

nach Mobilität. 141 So nutzen Freunde von Badi und Manju die aus<br />

ähnlichen Aktivitäten gewonnenen Ersparnisse dazu, selbst zum Warenkauf<br />

nach Asien zu reisen oder sich die Einreise nach Kanada zu ermöglichen.<br />

Und Badis und Manjus Cousin in England fühlt sich durch diese Erfahrung<br />

eher in seiner Ansicht bestärkt, nicht mehr in Ostafrika leben zu wollen, als<br />

dass er durch sein Engagement Lust verspürt, dauerhaft dorthin zurückzukehren.<br />

6 Sedentarismus als Konstante: verwaltungspolitische<br />

Perspektive statt mobility paradigm als Charakteristikum<br />

der Migrationsforschung in Afrika<br />

Wie wir anhand der beiden Themenfelder ›Umwelt und Migration‹ und ›Migration<br />

und Entwicklung‹ verdeutlicht haben, stellt das sedentaristische Ideal<br />

eine wesentliche Konstante in der Migrationsforschung in Afrika dar und ist<br />

trotz eines in den Sozial- und Geisteswissenschaften ausgerufenen mobility<br />

turn weiter sehr präsent. Bei näherer Betrachtung erweisen sich auch die auf<br />

den ersten Blick so positiven Aussagen über Migranten und ihre Rolle für die<br />

Entwicklung ihrer Herkunftskontexte keineswegs als eine paradigmatische<br />

Wende in der Migrationsforschung. Vielmehr entsteht der Eindruck, Politiker<br />

139 Veblen, Conspicuous Consumption.<br />

140 Vgl. Kurt Beck, Die Verbäuerlichung der Bank – Oder: Von den Niltalbauern lernen,<br />

in: Manfred Schulz (Hg.), Entwicklung: Theorie, Empirie, Strategie, Hamburg 1997,<br />

S. 81–98; Markus Verne, Der Mangel an Mitteln. Konsum, Kultur und Knappheit in<br />

einem nigrischen Hausadorf, Münster 2007; Markus Verne, Das provozierte Geschenk.<br />

Rhetoriken des Schnorrens in einem Hausadorf in Niger: Formen, Folgen<br />

und theoretische Implikationen, in: Kurt Beck/Till Förster/Hans-Peter Hahn (Hg.),<br />

Blick nach vorn. Festgabe für Gerd Spittler zum 65. Geburtstag, Köln 2004, S. 171–<br />

185.<br />

141 Detlef Müller-Mahn, Transnational Spaces and Migrant Networks: A Case Study of<br />

Egyptians in Paris, in: Nord-Süd-Aktuell, 2005, S. 29–33.<br />

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