22.01.2013 Aufrufe

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Benjamin Etzold und Patrick Sakdapolrak<br />

stoppen soll, wird im Folgenden eingegangen. Zunächst werden die aktuellen<br />

Trends der irregulären Arbeitsmigration nach Europa unter Berücksichtigung<br />

der migrationspolitischen Strukturen und Grenzsicherungsmaßnahmen<br />

auf der Ebene der EU vorgestellt. Daran anschließend werden die aus der Illegalisierung<br />

der Migranten resultierenden Verwundbarkeitskontexte in den<br />

Zwischenräumen in den Blick genommen und der strategische Umgang der<br />

Migranten mit ihrer Situation thematisiert.<br />

Struktureller Kontext: irreguläre Arbeitsmigration nach Europa<br />

Europa hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts von einem Auswanderungskontinent<br />

zu einer der weltweit bedeutendsten Einwanderungsregionen gewandelt.<br />

Diese Entwicklung vollzog sich in verschiedenen Phasen und war<br />

jeweils in spezifische historische, wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche<br />

Strukturen eingebettet. 77 Nach dem Ende der Blockkonfrontation und<br />

im Zuge der weltwirtschaftlichen Verflechtung hatten die legalen Migrationsströme<br />

– sowohl Arbeits- als auch Asylmigration – bis Anfang der 1990er<br />

Jahre zunächst deutlich zugenommen, gingen seit 1992 aber drastisch zurück<br />

– insbesondere was die Zuwanderung nach Deutschland anbelangt. 78 Der<br />

Grund hierfür liegt in erster Linie in der Veränderung des politischstrukturellen<br />

Kontextes. Im Zuge des Schengenprozesses 79 wurden die Kontrollen<br />

zwischen den EU-Mitgliedsländern gelockert, um die grenzüberschreitende<br />

Mobilität von Gütern, Dienstleistungen, Kapital und Menschen<br />

zu erleichtern. Die Öffnung der Grenzen nach innen ging allerdings mit einer<br />

verstärkten Sicherung des Schengenraumes nach außen einher. Die in der EU<br />

77 Vgl. Bernhard Santel, Migration in und nach Europa. Erfahrungen. Strukturen. Politik,<br />

Opladen 1995; Rainer Münz, Phasen und Formen der europäischen Migration,<br />

in: Steffen Angenendt (Hg.), Migration und Flucht. Aufgaben und Strategien für<br />

Deutschland, Europa und die internationale Gemeinschaft, Bonn 1997, S. 34–47; Saskia<br />

Sassen, Migranten, Siedler, Flüchtlinge. Von der Massenauswanderung zur Festung<br />

Europa, Frankfurt a.M. 1997; Klaus J. Bade/Leo Lucassen/Pieter C. Emmer/<br />

Jochen Oltmer (Hg.), Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis<br />

zur Gegenwart, 3. Aufl. Paderborn 2010.<br />

78 Vgl. EUROSTAT-Datenbank, Datei ›Einwanderung nach Geschlecht, Altersklasse und<br />

Staatsangehörigkeit‹, http://epp.eurostat.ec.europa.eu/statistics_explained/index.php<br />

/Migration_and_migrant_population_statistics (11.7.2010).<br />

79 Das Schengenabkommen wurde 1985 von den Beneluxstaaten, Frankreich und<br />

Deutschland ausgehandelt, später traten weitere Länder bei und 1995 trat es in<br />

Kraft. Seit dem Vertrag von Amsterdam 1997 (in Kraft 1999) wurden die Prinzipien<br />

des Abkommens voll in den institutionellen und rechtlichen Rahmen der EU überführt.<br />

25 Mitglieder hat das Schengen-Abkommen (Sept. 2010): EU-Länder: Belgien,<br />

Deutschland, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Lettland,<br />

Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweden,<br />

Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn. Nicht-<br />

EU-Länder: Island, Norwegen, Schweiz. EU-Länder mit Kooperationsvereinbarungen:<br />

Großbritannien, Irland.<br />

152

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!