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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Malte Steinbrink<br />

3.2 Die Bedeutung der Abakhaya-Group für die translokale Existenzsicherung<br />

In den folgenden Abschnitten soll nun genauer gezeigt werden, welche Rolle<br />

die Abakhaya-Group als lokales Migrantennetzwerk für die translokale Organisation<br />

der Existenzsicherung spielt. Dabei wird sich herausstellen, dass<br />

das Phänomen der Abakhaya-Group nicht nur ein Produkt des Translokalisierungsprozesses<br />

ist, sondern auch eine entscheidende Funktion innerhalb des<br />

Systems der translokalen Existenzsicherung und damit für die Translokalität<br />

der Lebenszusammenhänge selbst hat. Im Einzelnen wird gezeigt, dass die<br />

Abakhaya-Group als soziale Formation die Translokalität sowohl ermöglicht,<br />

erleichtert und stabilisiert als auch kontrolliert und erzwingt.<br />

Die Abakhaya-Group ermöglicht die Translokalität<br />

Die Abakhaya-Group ermöglicht die translokale Existenzsicherung vor allem<br />

in zweierlei Hinsicht: Sie ist von konditionaler Bedeutung für a) das Migrationsgeschehen,<br />

b) die Existenzsicherung der Migranten im städtischen Umfeld.<br />

Zu a) Die Migration ist Voraussetzung und integraler Bestandteil des<br />

Systems der translokalen Existenzsicherung. Die sozialen Kontakte am Zielort<br />

sind eine wesentliche Bedingung für die Migrationen nach Site 5. Die Migrationen<br />

aus Nomhala nach Site 5 finden als typische Kettenmigrationen<br />

statt. Die sozialen Kontakte am Zielort sind eindeutig das entscheidende Kriterium<br />

bei der Wahl des Zielortes. Für fast alle Migrationsereignisse in das<br />

Untersuchungsgebiet wurden soziale Netzwerkbeziehungen aus dem Herkunftsgebiet<br />

genutzt. Dieser Rückgriff auf soziale Ressourcen für die Migration<br />

kann als Nutzung translokalen sozialen Kapitals verstanden werden.<br />

Die Unterstützungsleistungen werden häufig nicht allein von derjenigen<br />

Person gewährt, die den Migranten bei sich aufnimmt. Oft werden die<br />

Belastungen auf mehrere Schultern verteilt. So wurde in verschiedenen Fällen<br />

berichtet, dass die ankommenden Migranten bei der einen Person schlafen,<br />

jedoch bei anderen Abakhaya essen oder von diesen mit kleineren Geldbeträgen<br />

unterstützt werden. Auch die Fahrtkosten nach Kapstadt werden<br />

teilweise von in Site 5 lebenden Verwandten übernommen. 31<br />

Je größer das soziale Netz, auf das ein potenzieller Migrant im Zielgebiet<br />

zurückgreifen kann, desto größer die Attraktivität des Zielgebietes und<br />

damit die Wanderungswahrscheinlichkeit; denn ein größeres Netz bedeutet<br />

auch ein höheres Maß an sozialer Sicherheit sowie eine Verbesserung der<br />

Opportunitätsstruktur im Ankunftsgebiet und damit eine Verringerung des<br />

Migrationsrisikos insgesamt. Den Prozess der Kettenmigration nach Site 5<br />

31 Die Transportunternehmen sind u.U. bereit, auf die Erhebung des Fahrpreises vor<br />

Fahrtantritt zu verzichten, wenn versichert wird, dass die Kosten von Personen am<br />

Fahrtziel übernommen werden.<br />

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