Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Migration in der Geographischen Entwicklungsforschung<br />
schaft dieses tolerieren und wohl auch forcieren, um weiterhin Zugriff auf<br />
die günstige Arbeitskraft auch ›illegaler‹ Einwanderer zu haben.<br />
3 Neuere Ansätze in der geographischen Entwicklungsund<br />
Migrationsforschung und Möglichkeiten<br />
ihrer strukturellen Verknüpfung<br />
Bei genauerer Betrachtung hatte Migration in allen geschichtlichen Phasen<br />
etwas mit Entwicklung zu tun. Dieses Beziehungsverhältnis wurde allerdings<br />
von der Wissenschaft in sehr unterschiedlicher Weise berücksichtigt<br />
bzw. zum Teil auch ausgeblendet. Das gilt auch für geographische Studien<br />
(vgl. Kap. 2). Bereits viele Typisierungen von Migrationen und deren Benennungen<br />
stellen direkt oder indirekt den Zusammenhang zu Entwicklungsproblemen<br />
her: etwa Armutsmigrant, Dürremigrant, Umweltflüchtling oder<br />
Wirtschaftsflüchtling. Das gleiche gilt für Begriffe, die verstärkt im Kontext<br />
der modernen transnationalen Migration verwendet werden. Zu Letzteren<br />
zählen z.B. brain drain bzw. brain waste oder brain gain, brain circulation, brain<br />
regain oder im Blick auf das Gesundheitssystem und die Pflegekräfte care<br />
drain.<br />
Im Folgenden sollen zunächst die modernen Ansätze der geographischen<br />
Entwicklungsforschung und Migrationsforschung getrennt vorgestellt<br />
werden, um anschließend deren wechselseitige Anschlussfähigkeit zu prüfen.<br />
Die Verknüpfung von Migration und Entwicklung soll schwerpunktmäßig<br />
mit Blick auf die zunehmenden transnationalen Beziehungen sowie die<br />
zugrundeliegenden soziokulturellen Vernetzungen betrachtet werden und<br />
unter Berücksichtigung ihrer regionalen Wirkungen, die sie zur Folge haben<br />
und die zugleich Ausgangspunkt neuer Migrations- und Entwicklungsprozesse<br />
sind.<br />
3.1 Neuere Ansätze und Perspektiven<br />
der geographischen Entwicklungsforschung<br />
Die geographische Entwicklungsforschung, die die traditionelle Entwicklungsländerforschung<br />
abgelöst hat, kann heute als Schnittstellenwissenschaft27<br />
zwischen Gesellschaft und Raum verstanden werden im Sinne<br />
»räumlicher Artikulation und Relevanz von Entwicklung und Unterentwicklung«.<br />
28 Es geht dabei nicht vorrangig um von spezifischen Entwick-<br />
27 Hans-Georg Bohle, Geographische Entwicklungsforschung, in: Hans Gebhard u.a.<br />
(Hg.), Geographie. Physische Geographie und Humangeographie, München 2007,<br />
S. 796–815, hier S. 797.<br />
28 Scholz, Geographische Entwicklungsforschung, zit. nach Bohle, Geographische Entwicklungsforschung,<br />
S. 798.<br />
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