Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Migration in der Geographischen Entwicklungsforschung<br />
Raumunterscheidungen bedeutsam? Welche Rolle spielen welche Raumkategorien<br />
für die Etablierung und die Verstetigung von sozialen Netzwerkstrukturen<br />
bei transnationalen Wanderungen? Welche plurilokalen und plurinationalen<br />
grenzüberschreitenden Wirklichkeiten werden durch Migration<br />
geschaffen?<br />
3.3 Zur strukturellen Verknüpfung<br />
von geographischer Entwicklungs- und Migrationsforschung<br />
Wie bereits oben betont, sind Migration und Entwicklung in einer global<br />
vernetzten Welt mit ihren vielfältigen Transportmöglichkeiten, modernen<br />
Kommunikationsmitteln und transnationalen Netzwerkbildungen eng miteinander<br />
verknüpft. Die Sozial- und Wirtschaftsgeographie reagiert auf diesen<br />
Tatbestand z.B. durch den Entwurf einer »migrationsinduzierten Regionalentwicklung«.<br />
49 Diese zeigt u.a., wie transnationale Migration von Hochqualifizierten<br />
gleichermaßen zur regionalökonomischen Entwicklung von<br />
strukturell anschlussfähigen Herkunftsgebieten in Entwicklungsländern (Indien)<br />
und Zielländern (USA) beitragen kann. Es gibt einige empirische Belege<br />
für die hohe entwicklungspolitische Relevanz von qualifizierten transnationalen<br />
Migranten sowohl für die Herkunfts- wie auch für die Aufnahmeländer,<br />
allerdings weniger für jene aus afrikanischen Ländern.<br />
Für eine systematische Zusammenführung von geographischer Entwicklungs-<br />
und Migrationsforschung sind zukünftig die vorhandenen Anknüpfungspunkte<br />
zu nutzen. Grundsätzlich wäre zu fragen, unter welchen<br />
Bedingungen die Perspektive des brain drain, die vornehmlich in Entwicklungsländern<br />
die negativen Folgen der Abwanderung von Hochqualifizierten<br />
und Fachkräften betont, in einen reverse brain drain und schließlich in einen<br />
brain gain überführt werden könnte. Konkret wäre jeweils zu prüfen,<br />
welche regionalökonomischen und sozialen Strukturen wann und wo einen<br />
migrationsbedingten Verlust oder Zugewinn an Entwicklungspotenzial verursachen.<br />
Welche Strukturen von Migrantennetzwerken in den Herkunftsund<br />
Aufnahmegebieten befördern wie die Entwicklung in bisher ökonomisch<br />
benachteiligten Staaten? Welche strukturellen Bedingungen benötigen soziale<br />
Netzwerke, damit sie transnational längerfristig als ›Transmissionsriemen‹<br />
positiver Entwicklungen fungieren können?<br />
Die Begriffe brain drain, brain gain und erst recht brain circulation, die ja<br />
bereits konzeptionell Migration und Entwicklung zusammenführen, implizieren<br />
eine plurinationale und plurilokale Forschungspraxis, die analytisch<br />
gleichermaßen an Herkunfts- und Zielkontexten ansetzt. Dieser bipolare An-<br />
49 Martina Fromhold-Eisebith, Internationale Migration Hochqualifizierter und technologieorientierte<br />
Regionalentwicklung, in: <strong>IMIS</strong>-Beiträge, 2002, H. 19, S. 21–41, hier<br />
S. 23.<br />
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