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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Migration in der Geographischen Entwicklungsforschung<br />

›vernetzten‹ Akteure. Letztlich entstehen bei dieser Art von zirkulärer Migration<br />

plurilokale Lebenswirklichkeiten, bei denen Herkunfts- und Zielgebiete<br />

so eng durch soziale Bezüge verknüpft sind, dass von einem ›translokalen<br />

Sozialraum‹ gesprochen werden kann. Dabei bedeutet translokale Migration<br />

letztlich nicht das Verlassen einer sozialen Umgebung, sondern sie stellt<br />

vielmehr eine Form der räumlichen Mobilität innerhalb eines translokalen<br />

sozialen Zusammenhangs dar.<br />

Obwohl der Autor für den untersuchten Fall begründete Zweifel an der<br />

Hoffnung anmeldet, die beschriebenen translokalen Existenzsicherungssysteme<br />

könnten ausgleichend auf die Disparitäten in Wirtschaft und Lebensstandard<br />

in Südafrika wirksam werden, generalisiert er diese Aussage nicht.<br />

Er lässt offen, inwieweit translokal-zirkuläre Migrationssysteme zu einer Reduktion<br />

von Armut und zu einer positiven Entwicklung führen können, und<br />

verweist auf die Kontextabhängigkeit des Phänomens. Im Hinblick auf die<br />

(entwicklungs-)praktische Anwendbarkeit seiner Ergebnisse betont Steinbrink,<br />

dass es nicht darum gehen könne, Translokalität zu fördern oder zu verhindern.<br />

Vielmehr plädiert er dafür, die Translokalität als Tatsache und als<br />

Kontext von (Entwicklungs-)Planung anzuerkennen und zu berücksichtigen.<br />

Ähnlich wie die migrationswissenschaftlichen Studien zur Translokalität<br />

hat auch die migrationsbezogene Transnationalismusforschung herausgearbeitet,<br />

dass die Transmigranten ihre Lebensführung nicht alleinig am Bezugsrahmen<br />

eines Ortes bzw. Nationalstaates ausrichten, sondern dass sie im<br />

Zuge zunehmender globaler Verflechtungen »zugleich mehr oder minder<br />

dauerhaft in nationalstaatlichen Grenzen übergreifende Sozialbezüge familiärer,<br />

ökonomischer, rechtlicher, politischer und erzieherischer Art eingebunden«<br />

sind. 23<br />

In einer geographischen Fallstudie (»Ein ägyptisches Dorf in Paris. Eine<br />

empirische Studie zur Süd-Nord-Wanderung am Beispiel ägyptischer ›Sans<br />

papiers‹ in Frankreich«) im transnationalen Maßstab untersucht Müller-<br />

Mahn 24 den Problemzusammenhang von illegaler Einwanderung und irregulärer<br />

Beschäftigung. Methodisch implementiert er einen bilokalen Forschungsansatz.<br />

Inhaltlich gilt sein Hauptaugenmerk der Entstehung und<br />

Verstetigung der transnational organisierten Migrantennetzwerke zwischen<br />

einem Ort in einem Entwicklungsland (im zentralen Nildelta Ägyptens) und<br />

einer Metropole in einem Industrieland (Paris in Frankreich). Der Verfasser<br />

arbeitet heraus, wie die Lebens- und Erwerbsverläufe der Transmigranten<br />

23 Bommes, Der Mythos des transnationalen Raumes, S. 93.<br />

24 Detlef Müller-Mahn, Ein ägyptisches Dorf in Paris. Eine empirische Studie zur Süd-<br />

Nord-Wanderung am Beispiel ägyptischer ›Sans papiers‹ in Frankreich, in: <strong>IMIS</strong>-<br />

Beiträge, 2000, H. 15, S. 79–110; ders., Ägyptische Migranten in Paris. Transnationale<br />

Migration und die Relativierung des Lokalen, in: Geographische Rundschau, 54.<br />

2002, H. 10, S. 40–44.<br />

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