Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Julia Verne und Martin Doevenspeck<br />
auch im Zielgebiet primär negative Auswirkungen. Ein kurzer abschließender<br />
Blick auf solche ›Auswirkungen‹ der untersuchten Binnenwanderungen<br />
im Zielgebiet zeigt hingegen, dass es durch die Zuwanderung einerseits<br />
durchaus zu einer Reihe von neuen Konflikten beispielsweise um den Zugang<br />
zu Land gekommen ist. Andererseits haben aber die vielfältigen neuen<br />
Formen der Verregelung dieser Konflikte sowie die allgemein sehr ausgeprägte<br />
gesellschaftliche Dynamik in den neuen politischen Arenen auch vielfältige<br />
institutionelle Innovationen der politischen Aushandlung hervorgebracht.<br />
Insofern sollten sowohl die Migration als auch die Konflikte im Sinne<br />
Elwerts als »eingebettetes soziales Handeln« 101 , mithin als der Normalfall<br />
mit innovativem Potenzial und nicht als Problem an sich betrachtet werden.<br />
Wie der Blick in die auf Vermeidung und Reduzierung von Migration, auf<br />
das Halten potenzieller Migranten an ›ihren‹ Orten fokussierende aktuelle<br />
Literatur zum Themenfeld ›Umwelt und Migration‹ gezeigt hat, ist dies allerdings<br />
bisher immer noch eher die Ausnahme als die Regel.<br />
5 Rücküberweisungen zur Entwicklung<br />
des Herkunftskontextes: Sesshaftigkeit durch Migration?<br />
Lange Zeit war Migration in der Entwicklungsdebatte nicht nur negativ konnotiert,<br />
sondern wurde sogar explizit als Problem identifiziert, das durch<br />
entwicklungspolitische Intervention gelöst werden sollte. 102 In den letzten<br />
Jahren hingegen wird Migration plötzlich eine überraschend positive Rolle<br />
im Entwicklungsprozess zugesprochen und Migranten werden zuweilen sogar<br />
als »Helden der Entwicklung« 103 gefeiert. »The relationship between migration<br />
and development has moved to the stage and there has been a remarkable<br />
and rapid turnaround in views«. 104 Während die ILO Anfang der<br />
1990er Jahre noch überzeugt verkündet: »migration and development – nobody<br />
believes in that anymore« 105 , würde sich heute wohl kaum noch ein<br />
101 Georg Elwert, Anthropologische Perspektiven auf Konflikt, in: Julia Eckert (Hg.),<br />
Anthropologie der Konflikte. Georg Elwerts konflikttheoretische Thesen in der Diskussion,<br />
Bielefeld 2004, S. 26–38, hier S. 29.<br />
102 Siehe z.B. Willy Kraus [Hg.], Nomadismus als Entwicklungsproblem, Bielefeld 1969;<br />
Klaus Zimmermann, Tackling the European Migration Problem, in: Journal of Economic<br />
Perspectives, 9. 1995, H. 2, S. 45–62; Michael Lipton, Migration from the Rural<br />
Areas of Poor Countries: The Impact on Rural Productivity and Income Distribution,<br />
in: World Development, 8. 1980, S. 1–24.<br />
103 Binod Khadria, India: Skilled Migration to Developed Countries, Labour Migration<br />
to the Gulf, in: Stephan Castles/Raul Delgado Wise (Hg.), Migration and Development:<br />
Perspectives from the South, International Organisation for Migration, Genf<br />
2008, S. 79–112.<br />
104 Bakewell, Keeping them in their Place, S. 13.<br />
105 Massey u.a., Worlds in Motion, S. 260.<br />
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