22.01.2013 Aufrufe

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Julia Verne und Martin Doevenspeck<br />

auch im Zielgebiet primär negative Auswirkungen. Ein kurzer abschließender<br />

Blick auf solche ›Auswirkungen‹ der untersuchten Binnenwanderungen<br />

im Zielgebiet zeigt hingegen, dass es durch die Zuwanderung einerseits<br />

durchaus zu einer Reihe von neuen Konflikten beispielsweise um den Zugang<br />

zu Land gekommen ist. Andererseits haben aber die vielfältigen neuen<br />

Formen der Verregelung dieser Konflikte sowie die allgemein sehr ausgeprägte<br />

gesellschaftliche Dynamik in den neuen politischen Arenen auch vielfältige<br />

institutionelle Innovationen der politischen Aushandlung hervorgebracht.<br />

Insofern sollten sowohl die Migration als auch die Konflikte im Sinne<br />

Elwerts als »eingebettetes soziales Handeln« 101 , mithin als der Normalfall<br />

mit innovativem Potenzial und nicht als Problem an sich betrachtet werden.<br />

Wie der Blick in die auf Vermeidung und Reduzierung von Migration, auf<br />

das Halten potenzieller Migranten an ›ihren‹ Orten fokussierende aktuelle<br />

Literatur zum Themenfeld ›Umwelt und Migration‹ gezeigt hat, ist dies allerdings<br />

bisher immer noch eher die Ausnahme als die Regel.<br />

5 Rücküberweisungen zur Entwicklung<br />

des Herkunftskontextes: Sesshaftigkeit durch Migration?<br />

Lange Zeit war Migration in der Entwicklungsdebatte nicht nur negativ konnotiert,<br />

sondern wurde sogar explizit als Problem identifiziert, das durch<br />

entwicklungspolitische Intervention gelöst werden sollte. 102 In den letzten<br />

Jahren hingegen wird Migration plötzlich eine überraschend positive Rolle<br />

im Entwicklungsprozess zugesprochen und Migranten werden zuweilen sogar<br />

als »Helden der Entwicklung« 103 gefeiert. »The relationship between migration<br />

and development has moved to the stage and there has been a remarkable<br />

and rapid turnaround in views«. 104 Während die ILO Anfang der<br />

1990er Jahre noch überzeugt verkündet: »migration and development – nobody<br />

believes in that anymore« 105 , würde sich heute wohl kaum noch ein<br />

101 Georg Elwert, Anthropologische Perspektiven auf Konflikt, in: Julia Eckert (Hg.),<br />

Anthropologie der Konflikte. Georg Elwerts konflikttheoretische Thesen in der Diskussion,<br />

Bielefeld 2004, S. 26–38, hier S. 29.<br />

102 Siehe z.B. Willy Kraus [Hg.], Nomadismus als Entwicklungsproblem, Bielefeld 1969;<br />

Klaus Zimmermann, Tackling the European Migration Problem, in: Journal of Economic<br />

Perspectives, 9. 1995, H. 2, S. 45–62; Michael Lipton, Migration from the Rural<br />

Areas of Poor Countries: The Impact on Rural Productivity and Income Distribution,<br />

in: World Development, 8. 1980, S. 1–24.<br />

103 Binod Khadria, India: Skilled Migration to Developed Countries, Labour Migration<br />

to the Gulf, in: Stephan Castles/Raul Delgado Wise (Hg.), Migration and Development:<br />

Perspectives from the South, International Organisation for Migration, Genf<br />

2008, S. 79–112.<br />

104 Bakewell, Keeping them in their Place, S. 13.<br />

105 Massey u.a., Worlds in Motion, S. 260.<br />

82

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!