Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Benjamin Etzold und Patrick Sakdapolrak<br />
Quelle zu Schaubild 4: Benjamin Etzold, Illegalisierte Migration in der Flüssigen Moderne:<br />
Migration aus Afrika und die europäische Grenzsicherungspolitik, Berlin 2009, S. 92f. Die<br />
von irregulären Migranten zum Teil auch genutzten Flugrouten sind hier nicht dargestellt.<br />
Siehe auch die interaktive Karte zur irregulären Migration nach Europa des International<br />
Centre for Migration Policy Development (ICMPD): https://www.imap-migration.org/<br />
index2. html<br />
Der Großteil westafrikanischer Migranten, aber auch jener aus anderen Regionen<br />
der Welt, reist legal in die Europäische Union ein. So stieg die Zahl<br />
der (zunächst registrierten) Westafrikaner in der EU auf etwa 100.000 pro<br />
Jahr. 93 Während viele von ihnen mit einem Touristenvisum über die großen<br />
internationalen Flughäfen und Seehäfen in die EU einreisen und danach über<br />
die Dauer der Visagültigkeit im Land verbleiben (overstayers), ist anzunehmen,<br />
dass andere arbeitsuchende Migranten hierfür auch gefälschte Einreisedokumente<br />
verwenden. Aufgrund der hohen Kosten für die Flugtickets und<br />
für Dokumentenfälschungen können sich aber nur die finanziell relativ bessergestellten<br />
Migranten diese sichere und Erfolg versprechende Einreisestrategie<br />
leisten. Die anderen Migranten sind in weitaus größerem Maße auf<br />
Migrationsunternehmer, welche ihr Wissen um Schwachstellen im EU-<br />
Grenzsicherungssystem und ihr Organisationsgeschick verkaufen, angewiesen<br />
und verbleiben teilweise sehr viel länger im Zwischenraum vor den Toren<br />
der Europäischen Union.<br />
Der Grad der Institutionalisierung, die Professionalität, Effektivität und<br />
Gewinnträchtigkeit der Migrationsindustrie, welche eine Migration durch<br />
den nordafrikanischen Zwischenraum ermöglicht, variiert stark: Entgegen<br />
weit verbreiteten Annahmen über Menschenschmuggel in die EU, der als<br />
eine Komponente der international organisierten Kriminalität angesehen<br />
wird 94 , sind durchorganisierte ›Pauschalangebote‹, in denen Migranten vom<br />
Herkunftsland bis zum Ziel gebracht werden, eher die Ausnahme als die Regel.<br />
95 Die irreguläre Migration von Afrika nach Europa wird überwiegend<br />
von flexiblen Netzwerken von Kleinkriminellen 96 ermöglicht oder hat den<br />
93 Schätzung im Jahr 2008. De Haas, Irregular Migration, S. 9.<br />
94 Europol, Organised Illegal Immigration into the European Union. 2006,<br />
http://www.europol.eu.int/publications/SeriousCrimeOverviews/2005/overview<br />
_illegal_immigration.pdf (14.7.2011)<br />
95 So weist Collyer, States of Insecurity, S. 20, auf das Beispiel einer Gruppe Migranten<br />
aus Bangladesch hin, die per Flugzeug von Dhaka nach Bamako (Mali), über Land<br />
nach Marokko und per Boot nach Ceuta gebracht wurden und für dieses ›komplette<br />
Reisepaket‹ bis zu 8.000 Euro zahlten.<br />
96 Vgl. Salt, The Business of International Migration, S. 102. Dies lässt sich nicht faktisch<br />
belegen. Der Journalist Fabrizio Gatti beschreibt, dass hinter den zahlreichen<br />
kleinen ›Migrationsunternehmen‹, welche die LKW-Fahrten durch die Sahara und<br />
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