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Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück

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Malte Steinbrink<br />

Tabelle 1: Die Bedeutung der Abakhaya für die städtische Existenzsicherung<br />

Arbeitssuche<br />

Hilfe in<br />

Zeiten der<br />

Erwerbslosigkeit<br />

190<br />

Soziale Beziehungen stellen für die Migranten die wesentliche Zugangsmöglichkeit<br />

zur Erwerbstätigkeit dar. Etwa die Hälfte der Befragten hat die<br />

derzeitige Beschäftigung über die Beziehung zu einem Bakhaya gefunden.<br />

Die weit überwiegende Zahl der Befragten gab an, in der Vergangenheit<br />

mindestens einmal bei der Jobsuche auf die Kontakte zu den Abakhaya zurückgegriffen<br />

zu haben.<br />

Ein Großteil der Untersuchungsgruppe arbeitet in extrem unsicheren Beschäftigungsverhältnissen<br />

(Kurzzeit- oder Gelegenheitsarbeiten). Die Erwerbslosigkeit<br />

stellt für die Migranten ein permanentes Risiko dar, und ein Gutteil der<br />

Befragten musste bereits mehrfach Zeiten der Erwerbslosigkeit überstehen.<br />

Da nur die Wenigsten in der Lage sind, Ersparnisse zu sammeln, sind sie in<br />

Phasen der Arbeitslosigkeit auf die Unterstützung ihrer Verwandten und<br />

anderer Mitglieder der Abakhaya-Group angewiesen. Die Hauptlast der Unterstützungsleistungen<br />

wird meist innerhalb der Residenzgruppe getragen.<br />

Genauso gehören aber auch ›Besuchstouren‹ durch die Siedlung zu den üblichen<br />

Strategien, die notwendigen Unterstützungsleistungen in Form von Essen<br />

oder kleineren Geldbeträgen von den Abakhaya zu erhalten.<br />

Wohnen Für die informelle Wohnraumbeschaffung sind die Abakhaya von herausragender<br />

Bedeutung. Für Neuzugezogene stellen die shacks der bereits dort lebenden<br />

Freunde oder Verwandten zunächst die einzige Wohnmöglichkeit dar.<br />

Aufgrund der Informalität des Wohnungsmarktes in Site 5 finden innerhalb<br />

der Siedlung relativ viele Umzüge von Individuen und ganzen Residenzgruppen<br />

statt. Die Wohnraumbeschaffung läuft in der Regel über soziale Kontakte.<br />

Auch bei der Gründung von neuen Wohneinheiten helfen oft die sozialen<br />

Beziehungen zu den Abakhaya. Wenn shacks beispielsweise wegen Rückwanderung<br />

verlassen werden, werden sie an Abakhaya weitergegeben.<br />

Außerdem wird Abakhaya-Mitgliedern häufig gestattet, auf dem eigenen<br />

Grundstück einen Backyard-Shack zu errichten; von einem Bakhaya wird in<br />

der Regel keine Miete verlangt. Die Abakhaya helfen sich zudem gegenseitig<br />

bei dem Erbauen, Erweitern und Reparieren des Wohnraums.<br />

Hilfe bei<br />

Konflikten<br />

Hilfe im<br />

Todesfall<br />

eines<br />

Migranten<br />

In verschiedenen Interviews wurde die Funktion der Abakhaya hervorgehoben,<br />

Schutz und gegenseitige Unterstützung bei externen Konflikten zu bieten. Zudem<br />

kommt bestimmten Persönlichkeiten innerhalb der Gruppe die Rolle von<br />

Mediatoren bei internen Konflikten und Streitigkeiten (zumeist Konflikte innerhalb<br />

der Residenzgruppen) zu. Diese Funktion übernehmen vor allem ältere<br />

männliche Mitglieder des Netzwerks, die schon länger in Site 5 leben. Bei akuten<br />

Streitigkeiten oder Konflikten beraten sie gemeinsam, mit oder ohne den<br />

Betroffenen, um eine Lösung für das jeweilige Problem zu erörtern. Den mit<br />

den Betroffenen verwandten Abakhaya kommt dabei eine besondere Rolle zu.<br />

Entsprechend der Xhosa-Kosmologie ist es unabdingbar, dass die Toten auf<br />

dem Land ihrer Ahnen bestattet werden. Eine Beerdigung anderswo würde<br />

einen schwerwiegenden Bruch mit der Tradition bedeuten und käme in den<br />

Augen der interviewten Migranten einer kulturellen Unmöglichkeit gleich. Im<br />

Falle des Todes eines Migranten ist die Abakhaya-Group für die Rückführung<br />

des Verstorbenen in das Herkunftsdorf verantwortlich. Der Transport eines<br />

Leichnams ist mit hohen Kosten verbunden (6.000–7.000 ZAR), diese werden<br />

von den Mitgliedern gemeinsam getragen.

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