Heft 42 - IMIS - Universität Osnabrück
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Globale Arbeit – lokale Verwundbarkeit<br />
hohen Löhne in den Zielländern. Dabei wird nicht Armut als Grund für die<br />
Wanderung angeführt, sondern vielmehr der Wunsch nach ökonomischem<br />
und sozialem Aufstieg. Darin kommt zum Ausdruck, dass es sich bei den<br />
Migranten aus Na Chan meist um sogenannte target earner handelt, die mit<br />
dem Einkommen durch die Migration versuchen, bestimmte klar definierte<br />
Ziele zu erreichen. 68<br />
Auch der Einfluss externer Faktoren wird deutlich. Die auffällige Zunahme<br />
der Migrationsereignisse Mitte der 1990er Jahre (Schaubild 2) erklärt<br />
sich vor allem aus dem Zusammenfallen einer mehrjährigen Dürre in der Untersuchungsregion<br />
mit der Asienkrise. Die Dürre führte in Na Chan zu einer<br />
Krise der kleinbäuerlichen Existenzsicherung. Während dieser Zeit bewältigten<br />
viele Bewohner Na Chans die Krise, indem sie das Dorf verließen, um vor<br />
allem in Bangkok nach Einkommensmöglichkeiten zu suchen. Wie aus dem<br />
Schaubild 2 deutlich wird, sind während dieser Zeit einige Personen auch ins<br />
Ausland gegangen. Angesichts der hohen Investitionen und der längeren<br />
Abwesenheitsdauer war die kostengünstigere und risikoärmere Binnenmigration<br />
in diesem Zeitraum jedoch die bevorzugte Strategie. Mit dem Ausbruch<br />
der Asienkrise 1997 kam es zu einer massiven Rückwanderungswelle<br />
erwerbsloser Binnenmigranten aus den industrialisierten Zentren. In Na<br />
Chan, das 1997 noch von der Dürre betroffen war, führte das Zusammenfallen<br />
der klimatischen und ökonomischen Krise zu einer komplexen Existenzsicherungskrise.<br />
Diese bestand erstens im Einbruch der landwirtschaftlichen<br />
Erträge als Quelle des Einkommens und der Nahrung; zweitens im Einkommensverlust<br />
durch die ausbleibenden Rimessen aus der Binnenmigration;<br />
und drittens in der zusätzlichen Belastung der Haushalte durch die erwerbslosen<br />
Rückkehrer. Verschärft wurde die Situation durch gleichzeitige<br />
Inflation und steigende Güterpreise. 69 Vor diesem Hintergrund entschieden<br />
sich viele Haushalte in Na Chan dazu, auf die Bewältigungsstrategie der internationalen<br />
Arbeitsmigration zurückzugreifen, die zuvor als zu risikoreich<br />
beziehungsweise als zu kostenintensiv angesehen wurde.<br />
Betrachtet man den weiteren Verlauf der internationalen Arbeitsmigration,<br />
so ist augenfällig, dass nach dem Ende der klimatischen und ökonomischen<br />
Krise die Migrationsrate nicht auf das frühere Niveau zurückfiel, son-<br />
68 Diese Dominanz ökonomischer Motive steht in Einklang mit Ergebnissen anderer<br />
Studien zur Auslandsmigration in Thailand. Vgl. Supang Chantavanich u.a., Thai<br />
Migrant Workers Who Returned from Japan, Malaysia, Singapore and Taiwan, in:<br />
ders. (Hg.), Thai Migrant Workers in East and Southeast Asia: The Prospects of<br />
Thailand’s Migration Policy in the Light of Regional Economic Recession (Returnees<br />
to Thailand) (Asian Research Center for Migration, Institute of Asian Studies, Chulalongkorn<br />
University), Bangkok 2001, S. 5–68, hier S. 40.<br />
69 Weltbank, Thailand Social Monitor: Challenge for Social Reform. World Bank, Bangkok<br />
1999, S. 11; Kraas, Thailändische Finanz- und Währungskrise, S. 124.<br />
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