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Amtsmißbrauch - Oapen

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112 B. Tatbestand des Art. 323 Abs. 1 c.p.<br />

weiteres Argument gegen die strikte Auslegung, die Art. 5 l. cont. amm. allein<br />

der Zivilgerichtsbarkeit vorbehält.<br />

Demgegenüber ist fraglich, ob sich das Konstrukt der Nichtanwendung eines<br />

Akts der Verwaltung im formellen Sinne auf den Strafrichter übertragen läßt,<br />

wenn die Verwaltungsmaßnahme eine (interne) Tatbestandsvoraussetzung darstellt.<br />

Offensichtlich wäre es beim <strong>Amtsmißbrauch</strong> kontraproduktiv, wenn der<br />

Strafrichter die mißbräuchliche und unrechtmäßige Handlung der öffentlichen<br />

Verwaltung als nicht existent betrachtet. Sie ist gerade Tatbestandsvoraussetzung.<br />

Bei einer solchen Bestimmung paßt die „textitdisapplicazione“ jedenfalls<br />

nicht. 428 Ein anderes Beispiel ist das Delikt des Bauens ohne Genehmigung,<br />

in der Fassung des Art. 44 D.P.R., 6. Juni 2001, Nr. 380. 429 Wenn der Richter<br />

die vorliegende Baugenehmigung als rechtswidrig einstuft und daraufhin<br />

nicht anwendet, ist der objektive Tatbestand der Norm erfüllt. Meiner Ansicht<br />

nach ist eine solche Handhabung vor dem Hintergrund der Garantiefunktion<br />

des Strafrechts bedenklich. 430 Jedoch entspräche sie der wohl überwiegenden<br />

Rechtsprechung, die den rechtswidrigen Bauentscheid mit dem fehlenden gleichsetzt.<br />

431 Zumindest im Sinne dieser Auffassung wäre die Nichtanwendung von<br />

Verwaltungsentscheidungen auch praktizierbar, wenn letztere Elemente des<br />

Tatbestands sind. Das liegt an der Besonderheit, daß der Tatbestand das<br />

Fehlen der Verwaltungsmaßnahme bestraft. Aufgrund einer solchen Konstellation<br />

lassen sich jedoch keine generellen Aussagen treffen. Vielmehr ist die<br />

„disapplicazione“ der Akte der Verwaltung durch den Strafrichter nicht möglich,<br />

sobald sie Teil des zu untersuchenden Tatbestands sind. Art. 5 l. cont. amm.<br />

Strafrichter bereits eine Rechtmäßigkeitsüberprüfung des befähigenden Verwaltungsakts<br />

zuzubilligen, unabhängig von Art. 5 l. cont. amm., so auch Caravita di Torritto, Quaderni<br />

C.S.M., 1991, n. 42, 45, 50, 52; im Grundsatz sogar ausdrücklich auch Contento, Quaderni<br />

C.S.M., 1991, n. 42, 13, 16 – daher sind seine Ausführungen zu Art. 348 c.p. nicht ganz<br />

verständlich.<br />

428 Vgl. Nigro, Giustizia amministrativa, S. 206.<br />

429 Ehemals Art. 41 b) l. 17.8.1942, n. 1150, Art. 17 b) l. 28.1.1977, n. 10 bzw. Art. 20 I b)<br />

l. 28.2.1985, n. 47.<br />

Art. 44 I b) D.P.R. 2001/380 lautet: „Salvo che il fatto costituisca più grave reato e ferme<br />

le sanzioni amministrative, si applica: . . .<br />

b) l’arresto fino a due anni e l’ammenda da 5164 a 51645 euro nei casi di esecuzione dei<br />

lavori in totale difformità o assenza del permesso o di prosecuzioni degli stessi nonstante<br />

l’ordine di sospensione.“<br />

430 Siehe Fn. 380, S. 100.<br />

431 Cass., Sez. I, 3.7.1978, Caroli, RV140409; Cass., Sez. I, 22.4.1980, Raineri ed altro, Riv.<br />

pen., 1981, 151, 153; Cass., Sez. VI, 13.5.1980, Palmerini, RV146235; Cass., Sez. I,<br />

11.2.1981, Simonelli, RV148708; Cass., Sez. VI, 10.6.1981, Brighenti, RV150264; Cass.,<br />

Sez. I, 2.2.1983, Zavagnin, RV158214; Cass., Sez. VI, 26.5.1982 De Carli, RV156010; vgl.<br />

Cass., Sez. I, 16.5.1983, Controneo, RV160328.<br />

A.A. Cass., Sez. I, 15.6.1983, Tomassini, RV160923; Cass., Sez. I, 15.6.1983, Dalli Cani,<br />

RV160924; Cass., Sez. un., 31.1.1987, Giordano, Dir. proc. amm. 1987, 407; siehe<br />

auch Cass., Sez. I, 6.7.1987, Renzi, RV176684, die allerdings auf eine Verletzung der<br />

Gewaltenteilung abstellt.

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