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Amtsmißbrauch - Oapen

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318 B. Unterschiedliche Entwicklung des Strafrechts<br />

II. Exkurs: Kanonisches Recht<br />

Das kanonische Strafrecht hat in Bezug auf die Amtsdelikte keine erheblichen<br />

Neuerungen zum römischen Recht gebracht, zumal es nur für die Kirchenverwaltung<br />

galt. 85 Ein spezielles Delikt war die sogenannte Simonie, unter der<br />

das Gewähren und der Erwerb eines geistigen oder kirchlichen Gutes um einen<br />

weltlichen Vorteil willen zu verstehen ist. 86 Es geht auf Verse der neutestamentlichen<br />

Apostelgeschichte zurück (Apg. 8, 18-24). 87 Es handelte sich um eine<br />

Art der Bestechung bzw. Bestechlichkeit. 88 Als Strafe verloren die Täter ihre<br />

Ordination und das Recht zu ordinieren. Dies führte ipso iure zur Exkommunikation,<br />

was wiederum den Verlust aller kirchlichen Ämter und Pfründe mit<br />

sich brachte. 89<br />

III. <strong>Amtsmißbrauch</strong> in Italien vor 1889<br />

1. Untersuchungskriterien<br />

Das erste einheitliche Strafgesetzbuch Italiens wurde 1889 verabschiedet und<br />

trat am 1. Januar 1890 in Kraft. Bis zu diesem Zeitpunkt galt seit der<br />

Vereinigung der italienischen Staaten 1861 der sardische codice penale von 1859<br />

als Strafgesetz für das Reich. Allerdings bestanden Ausnahmen für die Provinz<br />

Toskana, wo am eigenen Strafgesetzbuch von 1853 festgehalten wurde, 90 sowie,<br />

bis zu ihrer Eingliederung, für Venetien, Mantua und dem Kirchenstaat. 91 Vor<br />

85<br />

Im Gegensatz zu dem Einfluß, den es auf die allgemeinen Lehren des Strafrechts, namentlich<br />

die Zurechnung, sowie auf andere Bereiche des Besonderen Teils, wie den Ehebruch<br />

und die Aussetzung, ausgeübt hat, Berner, Lehrbuch des deutschen Strafrechts, S. 27.<br />

86<br />

Siehe dazu genauer Kahl, in: Richter, Lehrbuch des Kirchenrechts, S. 979 ff.; Geib,<br />

Lehrbuch des Deutschen Strafrechts, Bd. 1, S. 131 f.<br />

87<br />

Bei Isidor von Sevilla (Isid. Etym. 8, 5, 2.) heißt es: „Simoniani dicti a Simone magicae<br />

disciplinae perito, cui Petrus in Actibus apostolorum maledixit, pro eo quod ab Apostolis<br />

Spiritus sancti gratiam pecunia emere voluisset.“ Bei Regino von Prüm (zitiert bei Geib,<br />

Lehrbuch des Deutschen Strafrechts, Bd. 1, S. 131) findet sich dazu: „Si quis episcopus<br />

aut presbyter aut diaconus per pecunias hanc obtinuerit dignitatem, deiiciatur ipse et<br />

ordinator eius, et a communione modis omnibus abscidatur, sicut Simon magus a Petro.“<br />

88<br />

Grippo, Encicl. giur. it., Vol. I, Parte I, 92, 100.<br />

89<br />

Grippo, Encicl. giur. it., Vol. I, Parte I, 92, 100; siehe für Einzelheiten Kahl, in: Richter,<br />

Lehrbuch des Kirchenrechts, S. 799 f.<br />

90<br />

Für dessen Anwendung galt das Territorialprinzip. Es wurde also auf Straftaten angewandt,<br />

die in der Toskana begangen worden waren, auch wenn ein Gericht einer anderen<br />

Provinz den Täter zur Verantwortung zog. Toskanische Bürger außerhalb der Provinz<br />

unterlagen jedoch dem italienischen Strafgesetzbuch von 1859. Siehe Vinciguerra, I codici<br />

penali sardo-piemontesi, S. 392, m.w.N.<br />

91<br />

Der codice sardo war auf das ehemalige Reich von Neapel (einschl. Gebieten auf Sizilien)<br />

durch Dekret vom 17. Februar 1861 ausgedehnt worden. Mit den Annexionen von<br />

Venetien (Veneto) und dem Gebiet von Mantua (Mantovano) 1866 erlangte er auch dort

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