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Amtsmißbrauch - Oapen

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322 B. Unterschiedliche Entwicklung des Strafrechts<br />

et de cinq cents francs au plus, et de l’interdiction de l’exercice des<br />

fonctions publiques depuis cinq ans jusqu’à vingt.“ Im Italienischen<br />

lautet die Vorschrift: „Ogni giudice o tribunale, ogni amministratore<br />

o autorità amministrativa, che sotto qualsiasi pretesto, anche il silenzio<br />

o dell’oscurità della legge, avrà negato di rendere la giustizia<br />

dovuta alle parti, dopo esserne stato richiesto, e che avrà perseverato<br />

nel suo rifiuto, dopo l’avvertimento o l’ordine dei superiori, potrà<br />

essere processato, e sarà punito con un’ammenda di 200 franchi al<br />

meno o di 500 al più, e coll’interdizione dall’esercizio delle pubbliche<br />

funzioni da 5 sino a 20 anni.“<br />

Hiernach macht sich jeder Richter oder jedes Gericht, jeder Verwaltungsbeamte<br />

oder jede Verwaltungsbehörde strafbar, die unter irgendeinem Vorwand,<br />

auch dem des Schweigens oder der Unklarheit des Gesetzes, den Parteien<br />

nach Antragstellung die ihnen zustehende Entscheidung verweigern und nach<br />

Anweisung oder Befehl der vorgesetzten Behörde bei ihrer Weigerung verharren.<br />

Zum anderen schließt ein genereller Tatbestand, Art. 183 code pénal, den<br />

Abschnitt über die Korruption ab:<br />

„Tout juge ou administrateur qui se sera décidé par faveur pour<br />

une partie, ou par inimitié contre elle, sera coupable de forfaiture<br />

et puni de la dégradation civique.“ 97<br />

Danach macht sich jeder Richter oder Verwaltungsbeamte, der sich aus Gunst<br />

oder aus Abneigung für oder gegen eine der Parteien entscheidet, eines Machtmißbrauchs<br />

schuldig und wird mit Aberkennung der staatsbürgerlichen Rechte<br />

bestraft. Wird zunächst der Verwaltungsbeamte außer Betracht gelassen, liest<br />

sich der Tatbestand wie ein Rechtsbeugungsdelikt, das den Richter für eine<br />

parteiliche Entscheidung aus Freund- oder Feindschaft bestraft, auch wenn eine<br />

Bestechung nicht gegeben ist. Wird der Verwaltungsbeamte dazu genommen,<br />

stellt sich die Frage, ob die Norm bei jeder privatmotivierten Verwaltungsentscheidung<br />

zugunsten oder zuungunsten eines Bürgers greift, oder nur, wenn<br />

es – wie beim deutschen Delikt der Rechtsbeugung – um eine Rechtssache<br />

geht, die „richterlich“ zwischen zwei Parteien entschieden werden muß. 98 Wäre<br />

der Tatbestand auch im ersten Fall einschlägig, würde es sich um einen ganz<br />

97 Im Italienischen lautet die Vorschrift: „Ogni giudice o amministratore che si sarà determinato<br />

per favore o per inimicizia per una delle parti, sarà colpevole di prevaricamento e<br />

punito colla degradazione civica.“<br />

98 In den Beratungen der Gesetzgebungskommission und des Staatsrats wurde bei der<br />

Frage der Abschaffung des Tatbestands jedoch lediglich das Beispiel des rechtsbeugenden<br />

Strafrichters angeführt. Die Variante des parteiischen Verwaltungsbeamten kam nicht<br />

zur Sprache. Siehe die Beratungen der Sitzung vom 9. Januar 1810 abgedruckt bei<br />

Chauveau/Hélie, Teorica del codice penale, S. 384.

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