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Amtsmißbrauch - Oapen

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I. Rechtsgut und Subjekte des Tatbestands 59<br />

der Norm auf nur wenige Beamte 150 beschränkt gewesen wäre. 151 So besitzt<br />

der Notar beispielsweise nur zertifizierende Befugnisse und wäre somit aus<br />

dem Anwendungsbereich des Art. 357 c.p. auszuschließen gewesen, obwohl ihn<br />

Art. 1 des Notariatsgesetzes als Beamten qualifiziert. Die überwiegende Rechtsprechung<br />

152 und Literatur 153 haben deshalb die Aufzählung der genannten<br />

Merkmale entgegen des Wortlautes alternativ interpretiert.<br />

Schließlich hat der Gesetzgeber mit Art. 4 des Gesetzes Nr. 181 vom 7. Februar<br />

1992 die Situation gelöst, indem er das „und“ zwischen dem Merkmal der<br />

Willensbildung und -kundgabe und dem der autoritativen und zertifizierenden<br />

Befugnissen durch ein „oder“ ersetzte. Darüber hinaus hat er – wie bereits<br />

oben erwähnt – ebenfalls das „und“ zwischen autoritativen und zertifizierenden<br />

Befugnissen durch ein „oder“ ausgetauscht. Er stellte auf diese Weise die Alternativität<br />

der Kennzeichen der öffentlichen administrativen Funktion definitiv<br />

fest. 154<br />

d) Begriff des mit einem öffentlichen Dienst Beauftragten<br />

Nach Art. 358 Abs. 1 c.p. sind mit einem öffentlichen Dienst Beauftragte<br />

diejenigen, die – mit welchem Titel auch immer – einen öffentlichen Dienst leisten.<br />

Wie bereits gesehen, hat der Gesetzgeber von 1990 eine objektive Form für den<br />

neuen Art. 358 c.p. gewählt, indem er auf jegliches Abhängigkeitsverhältnis<br />

des handelnden Subjekts zu einer öffentlichen Einrichtung verzichtet hat, wie<br />

es noch unter Nr. 1 des Art. 358 c.p. in der Fassung vor der Reform verlangt<br />

worden war. Eine weitere Neuerung bestand in der normativen Definition<br />

des öffentlichen Diensts im zweiten Absatz. 155 Danach ist unter öffentlichem<br />

Dienst eine Tätigkeit zu verstehen, die zwar in gleicher Weise geregelt wird<br />

150<br />

So z. B. Präfekte und Universitätsrektore.<br />

151<br />

Palazzo, Riv. it. dir. proc. pen, 1990, 815, 818 f.; Severino Di Benedetto, Legisl. pen.,<br />

1990, Nr. 3, 335, 342 f.<br />

152<br />

Cass., Sez. V, 16.11.1990, Serazza, Cass. pen., 1991, 1574; Cass., Sez. I, 30.4.1991, Giust.<br />

pen., 1991, II, 664 f.; Cass., Sez. VI, 24.4.1991, Cappiello Vito, Cass. pen., 1992, 652 f.;<br />

Cass., Sez. V, 6.6.1991, Toso, Cass. pen., 1992, 69; Cass., Sez. V, 6.6.1991, Isola, Cass.<br />

pen., 1992, 2084; Cass., Sez. V, 26.6.1991, Garetto, Cass. pen., 1992, 73; Cass., Sez. VI,<br />

20.1.1992, Cerciello, Giust. pen., 1992, II, Sp. 441; a.A. Cass., Sez. V, 9.1.1991, Niglio,<br />

Cass. pen., 1992, 72 u. 1228 f.; Cass., Sez. V, 17.4.1991, Marchianò, Cass. pen., 1991,<br />

1393 f.<br />

153<br />

Palazzo, Riv. it. dir. proc. pen, 1990, 815, 819; Nanizzi, Cass. pen., 1992, 1228, 1230;<br />

Fiorella, Encicl. dir., Vol. XLV, 563, 566; Vinciguerra, Giur. it., 1992, IV, Sp. 24, 29<br />

f.; siehe auch Severino Di Benedetto, Le nozioni di pubblico ufficiale e incaricato di un<br />

pubblico servizio nel nuovo testo degli artt. 357 e 358 c.p., S. 37 ff., die den Versuch<br />

unternimmt, die Norm kumulativ auszulegen, aber zum Schluß kommt, daß nur ein<br />

legislatives Eingreifen die Situation lösen könne; a.A. Bertoni, Cass. pen., 1991, 870, 884.<br />

154<br />

Siehe dazu Severino Di Benedetto, Legisl. pen., 1992, Nr. 3, 445, 449 f.<br />

155 D’Avirro, L’abuso di ufficio, 1997, S. 30.

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