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Amtsmißbrauch - Oapen

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IV. Subjektives Element 223<br />

2. „Beabsichtigender Vorsatz“ im Art. 323 c.p.<br />

Die dem heute gültigen Art. 323 c.p. vorangegangenen Versionen der Vorschrift<br />

sahen jeweils die Begehung der Tat zu dem Zweck vor, sich oder anderen<br />

einen Vorteil zu verschaffen oder andere zu schädigen. Ein Vorteil oder eine<br />

Schädigung mußte jedoch für die Erfüllung des Tatbestands nicht eintreten.<br />

Folglich verlangte der Tatbestand des <strong>Amtsmißbrauch</strong>s bis 1997 den spezifischen<br />

Vorsatz als subjektives Element. 926<br />

Bereits bei der Ausarbeitung des Reformgesetzes Nr. 86 von 1990 wurde eine<br />

übermäßige Ausdehnung des Tatbestands befürchtet, wenn nicht mehr der dolo<br />

specifico Voraussetzung sein würde und auch der Eventualvorsatz eine Strafbarkeit<br />

begründen könne. 927 Aus diesem Grunde verlangte der Gesetzgeber<br />

neben dem Vorsatz bezüglich der Mißbrauchshandlung eine spezielle Vorteilsbzw.<br />

Schädigungsabsicht. Der dolo specifico sollte also den dolo eventuale<br />

mit der geringsten Intensität an Wissen und Wollen ausschließen. Jedoch<br />

bewirkte die Kombination aus reinem Begehungsdelikt und „spezifischem“ Vorsatz<br />

Abgrenzungsschwierigkeiten der Rechtsprechung zwischen den objektiven<br />

und den subjektiven Tatbestandselementen und damit letztlich die exzessive<br />

Ausweitung des Anwendungsbereichs der Norm. 928 Es gab keine objektiven Tatbestandsmerkmale,<br />

die als Anhaltspunkte für die Feststellung der geforderten<br />

926 Einhellige Ansicht in Lehre und Rechtsprechung. Siehe für die Literatur vor der Reform<br />

von 1990 Contieri, Encicl. dir., Vol. I, 189; Riccio, Noviss. dig. it., Vol. I, 111; Parodi<br />

Giusino, Dig. discipl. pen., Vol. I, 41, 45; s. für die Literatur nach dem Inkrafttreten des<br />

Gesetzes Nr. 86 vom 26.4.1990, aber vor der erneuten Modifizierung von 1997 Grosso,<br />

Riv. it. dir. proc. pen., 1991, 319, 323 f.; Seminara, Commento, S. 257 ff.; ders., Riv.<br />

it. dir. proc. pen., 1992, 562, 589 ff.; Rampioni, L’abuso di ufficio, S. 119; Garri, Enti<br />

pubblici, 1996, Sp. 297, 300 f.; Sirani, Dir. pen. proc., 1996, 1139, 1141; Puleio, Giust.<br />

pen., 1996, II, Sp. 183, 191; Pagliaro, Legisl. pen., 1990, 303, 309; Picotti, Il dolo specifico<br />

nel ‘nuovo’ abuso di ufficio, S. 267 ff.; vor allem sehr kritisch Sirani, Dir. pen. proc., 1996,<br />

1139, 1141 ff.; s. für die Rechtsprechung s. Cass., Sez. VI, 13.5.1975, Angeli, Cass. pen.,<br />

1977, 42; Cass., 16.12.1977, Salaorni, Cass. pen., 1977, 783; Cass., Sez. VI, 28.5.1992,<br />

Pepe, Cass. pen., 1994, 919, 920; Cass., Sez. VI, 1.2.1995, Gadani, Cass. pen., 1996,<br />

488; Cass., Sez. VI, 7.3.1995, Bussolati, Cass. pen., 1996, 800; Cass., Sez. VI, 10.3.1995,<br />

Moretti, Cass. pen., 1996, 804; Cass., Sez. VI, 20.4.1995, Pasetti, Cass. pen., 1997, 395,<br />

396; Cass., Sez. VI, 14.12.1995, Marini ed altro, Riv. pen., 1996, 979, 980; Cass., Sez.<br />

VI, 16.2.1996, Scopinaro, Riv. pen., 1997, 81; Cass., Sez. VI, 6.6.1996, Ferretti, Riv.<br />

pen., 1996, 839; Cass., Sez. VI, 2.7.1996, Mamoli, Riv. pen., 1996, 1337, 1338; Cass., Sez.<br />

VI, 27.9.1996, Pugliese ed altro, Riv. pen., 1996, 1323; nicht so explizit aber inhaltlich<br />

übereinstimmend Cass., Sez. VI, 7.7.1983, Bovo, Cass. pen., 1984, 2164; Cass., Sez. VI,<br />

1.2.1994, Vivi, Cass. pen., 1995, 2525.<br />

927 Guardata, Quaderni della Giustizia, 1985, Nr. 45, 42, 49; Cicala, Quad. Giust., 1987,<br />

Nr. 71, 21, 24; Grosso, Cass pen., 1989, 1580, 1588 (kritisch gegen einen Vorschlag, als<br />

subjektives Element im Tatbestand des Art. 323 c.p. keinen spezifischen Vorsatz mehr<br />

zu fordern); ders., Riv. it. dir. proc. pen., 1989, 1154, 1158; ders., Riv. it. dir. proc.<br />

pen., 1990, 700, 701.<br />

928 Siehe dazu eingehender Sirani, Dir. pen. proc., 1996, 1139, 1141 ff.; Macrillò, Il dolo,<br />

S. 76 ff.

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