08.10.2013 Aufrufe

Amtsmißbrauch - Oapen

Amtsmißbrauch - Oapen

Amtsmißbrauch - Oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

340 B. Unterschiedliche Entwicklung des Strafrechts<br />

benspiegel von 1274/75 Niederschlag gefunden hat. Der Sachsenspiegel behielt<br />

in überarbeiteter Form teilweise sogar bis zur Einführung des Bürgerlichen<br />

Gesetzbuchs am 1.1.1900 Gültigkeit. 160 In den Jahrhunderten der Rezeption<br />

des römischen Rechts war er das wichtigste und überwiegend einzige deutsche<br />

Regelwerk. 161<br />

Im Landrecht des Sachsenspiegels findet sich zwar das Delikt einer erfolglosen<br />

Anklage wegen Friedensbruchs I 50 § 1:<br />

§ 1 „Sve ok den anderen wundet oder dodet, unde en gevangen<br />

vor gerichte voret, unde ine to eneme vredebrekere bereden wel, ne<br />

vulkumt he’s nicht, he is selve verwunnen des ungerichtes, des he<br />

an ime gedan hevet.“ 162<br />

Jedoch ist dieser Tatbestand auch hier noch kein Amtsdelikt. Ebenfalls kein<br />

Amtsdelikt ist der schwere Treubruch, wie er nach Art. 13 § 4 des zweiten<br />

Buchs bestraft wird, auch wenn er sicherlich auf von der Obrigkeit Beauftragte<br />

angewendet werden konnte:<br />

„Alle mordêre unde die den plûch rouben oder molen oder kherken<br />

oder kerkhof, unde vorrêtêre unde mordbernêre, oder die ir bodeschaph<br />

werben [zu ireme vromen] die sol men alle radebrechen.“ 163<br />

Allerdings richtet sich Art. 13 § 8 des zweiten Buchs direkt an Amtspersonen,<br />

und zwar an die trotz eines Verbrechens untätigen Richter:<br />

„Swelk richtêre ungerichte nicht gerichtet, der is des selben gerichtes<br />

schuldich, daz uber jenen solde gân. Nieman nis ouch plichtich des<br />

richtêres ding zu sûchene noch rechtes im zu plegene, die wîle her<br />

selbe rechtes weigert hât.“ 164<br />

160 Siehe u.a. Schmidt-Wiegand in der Einführung zu der von ihr herausgegebenen Textausgabe<br />

des Wolfenbütteler Sachsenspiegels, von Repgow, Sachsenspiegel, S. 1.<br />

161 Vgl. Meckbachs, Commentar über den Sachsen-Spiegel, S. 3 f.<br />

162 Nach Eckhardt, Sachsenspiegel, S. 45. In der Übertragung von Eckhardt, Sachsenspiegel-<br />

Übersetzung, S. 47 heißt die Bestimmung: „Wenn einer einen anderen verwundet oder<br />

tötet und ihn gefangen vor Gericht führt und ihn als einen Friedebrecher überführen will,<br />

weist er es nicht nach, er ist selber des Verbrechens überführt, das er an jenem getan<br />

hat.“<br />

163 Nach Eckhardt, Sachsenspiegel, S. 69 f. In der Übersetzung von Eckhardt, Sachsenspiegel-<br />

Übersetzung, S. 66 lautet die Bestimmung: „Alle Mörder und die den Pflug berauben<br />

oder eine Mühle oder eine Kirche oder einen Kirchhof, und Verräter und Mordbrenner,<br />

oder die ihre Vollmacht zu ihrem Nutzen mißbrauchen, die soll man alle radbrechen.“<br />

164 Nach Eckhardt, Sachsenspiegel, S. 70. In der Übersetzung von Eckhardt, Sachsenspiegel-<br />

Übersetzung, S. 66 lautet die Bestimmung: „Welcher Richter ein Verbrechen nicht richtet,<br />

der ist desselben Gerichts schuldig, das über jenen ergehen sollte. Niemand ist auch<br />

verpflichtet, des Richters Thing zu besuchen oder ihm Gerichtspflicht zu leisten, dieweil<br />

er selbst Recht verweigert hat.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!