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Amtsmißbrauch - Oapen

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III. Tatbestandserfolg 205<br />

Als Vermögensvorteil hat das höchste Strafgericht beispielsweise das Verschaffen<br />

eines Arbeitsplatzes oder einer vergüteten Tätigkeit, 840 die Einstufung<br />

eines Angestellten mit einer höheren Qualifikation, 841 die Ausschreibung eines<br />

Grundstücks als Bauland 842 sowie den Erlaß einer Baugenehmigung 843<br />

bewertet.<br />

Um eine unangemessene Ausweitung des Vermögensvorteils zu verhindern,<br />

ist erforderlich, daß der Vermögensbezug unmittelbar in der begünstigenden<br />

Maßnahme vorliegt und nicht bloß eine indirekte Folge darstellt. 844 Wenn<br />

demnach ein Bürgermeister mittels rechtswidrigen Akts die Ausstattung der<br />

Straße mit Laternen beschließt, in der seine politischen Freunde oder seine<br />

Wähler wohnen, dann ist unzweifelhaft ein Vorteil für die Anwohner gegeben,<br />

der aber nur indirekt, nämlich mit der Wertsteigerung ihrer Grundstücke,<br />

ihr Vermögen vermehrt. Der Verwaltungsakt selber wirkt sich nicht direkt<br />

auf das Vermögen aus. 845 In einem solchen Fall wäre die Voraussetzung eines<br />

Vermögensvorteils im Sinne des Art. 323 c.p. nicht erfüllt. 846<br />

und stellen auf „einen effektiven Zuwachs an Vermögen“ (un effettivo incremento del<br />

patrimonio) ab. Daß das Vermögen auch nach der juristischen Theorie „effektiv wachsen“<br />

kann und deshalb das Tatbestandsmerkmal erfüllen kann, wird nicht bedacht.<br />

Vgl. die Kassationsentscheidung, Cass., Sez. VI, 11.6.1997, Graziani, Riv. pen., 1998, 613,<br />

die die juristische Theorie vertritt und einen effektiven ökonomischen Zuwachs („effettivo<br />

incremento economico“, also nicht „effettivo incremento patrimoniale“) für unerheblich<br />

hält.<br />

840<br />

Cass., Sez. VI, 11.5.1993, Morello ed altri, Riv. pen., 1994, 927; Cass., Sez. VI, 6.7.1994,<br />

Argento ed altri, Riv. pen., 1995, 1069; Cass., Sez. VI, 26.1.1995, Ingrao, Cass. pen.,<br />

1996, 1776; Cass., Sez. VI, 26.1.1995, Albanese, Guida al dir. vom 1.4.1995, Nr. 13, 92;<br />

Cass., Sez. VI, 17.10.1997, Vitarelli ed altri, Cass. pen., 1998, 1616, 1619; zustimmend<br />

D’Avirro, L’abuso di ufficio, 1997, S. 100.<br />

841<br />

Cass., Sez. VI, 16.6.1994, Tucciarone, Riv. pen., 1995, 1217; zustimmend D’Avirro,<br />

L’abuso di ufficio, 1997, S. 100.<br />

842<br />

Die beiden folgenden Entscheidungen des Kassationshofs betreffen die Vorteilsabsicht im<br />

Sinne der vorangegangenen Fassung des Art. 323 c.p: Cass., Sez. VI, 7.12.1992, Morici,<br />

Cass. pen., 1994, 926; Cass., Sez. VI, 1.2.1994, Vivi, Cass. pen., 1995, 2525.<br />

843<br />

Cass., Sez. VI, 2.12.1994, Grieco ed altro, Riv. pen., 1996, 365; Cass., Sez. VI, 27.9.1996,<br />

Pugliese ed altro, Riv. pen., 1996, 1323; Cass., Sez. VI, 22.12.1997, Urso ed altri, Riv.<br />

pen., 1998, 613; Cass., Sez. VI, 7.5.1998, Verrati, Gazz. giur., 1998, n. 42, 52, 53; vgl.<br />

Cass., Sez. VI, 20.9.1994, Riv. pen. 1995, 1531; zustimmend D’Avirro, L’abuso di ufficio,<br />

1997, S. 99 f.<br />

844<br />

Cass., Sez. VI, 19.1.1996, Pace ed altri, Riv. pen., 1996, 1259; Seminara, Stud. iur.,<br />

1997, 1251, 1258; Benussi, S. 138; Segreto/De Luca, 1999, S. 543, die dies auch durch das<br />

Erfordernis des dolo intenzionale unterstrichen sehen, wonach der Tatbestandserfolg das<br />

Ziel des Handelns darstellen, also beabsichtigt sein müsse.<br />

845<br />

Anders der Fall, wenn ein VA die Bebaubarkeit eines Grundstücks feststellt. Die Verwaltungsmaßnahme<br />

bezieht sich direkt auf das Grundstück und damit das Vermögen.<br />

846<br />

Segreto/De Luca, 1999, S. 544.

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